Aber warum muss eine Göttin überhaupt wie ein Wolf kämpfen? Warum kleine Monster beißen, wenn man über das Licht herrscht? Ganz einfach: Die Menschen Japans glauben nicht mehr an die göttliche Amaterasu. Deshalb ist sie noch zu schwach, um den Klauen des Drachen Orochi sofort entgegen zu treten. Sie braucht mehr Kraft und mehr Macht, sie muss mehr Pinseltechniken erlernen. Und die bekommt sie nur, wenn das Land blüht, die Tiere gedeihen und das Volk wieder an sie glaubt.
Wunderschön: Wenn ihr Bäume heilt, sprießen die Blüten. Und wenn ihr einen der Lebensbäume regeneriert, wälzt sich eine Blumenwiese durch ganze Landstriche… |
Und wie kommt das Glück zurück ins Land? Man befreit die Natur von der Fäulnis, man bringt Lichtungen wieder zum Strahlen oder Seen zum Glänzen. Eine zentrale Rolle spielen die Bäume: In jedem Teil Japans steht ein mächtiger Lebensbaum, von dem alles abhängt. Findet ihr diese Riesen, müsst ihr das runde Zeichen des Blühens mit dem Pinsel auf ihre verrotteten Stämme malen. Dann könnt ihr euch zurücklehnen und den Anblick genießen: Knospen sprießen, Blüten wachsen und die Kraft des wieder erstarkten Baumes fließt in Form einer riesigen Blumenwelle ins Land, reinigt Flüsse und Wiesen – das sind wunderschöne, fast schon erhabene Momente.
Helfen, heilen, füttern
Die Welt von Okami ist trotz des vermeintlich sterilen Zeichenstils unheimlich lebendig; es gibt einen Tag- und Nachtwechsel, Blätter rieseln von haushohen Bäumen, Flüsse rauschen ins Tal und irgendwo am Horizont locken Banner oder drohen Rauchsäulen. Jede Landschaft hat ihren eigenen Charme, es gibt zwischen Schluchten, an Hängen oder in Höhlen immer etwas zu entdecken.
Eine wichtige Rolle spielen auch die Tiere – nicht nur für die Lebendigkeit der Spielwelt, auch für eure Entwicklung als Göttin: Füttert ihr Spatzen, Hasen, Hunde, Füchse, Wildschweine, Pferde oder Tiger mit der richtigen Nahrung, danken sie es euch mit Glückspunkten. Zur Auswahl stehen Körner, Grünzeug, Fleisch oder Fisch; all das könnt ihr bei Händlern kaufen oder in Vasen, Kisten und Truhen finden.
Auch Okami setzt auf den Sammel-, Kauf- und Tauschtrieb. Es gibt eine schier endlose Zahl an Tränken, Schriftrollen und Artefakten. Und wer sich für das Angeln interessiert, darf hier an vier Teichen loslegen: Satte 43 (!) Fischarten vom einfachen Krebs über den Koi bis hin zum Manta warten auf eure Köder. Besonders wertvoll sind die Perlen, die man nur findet, wenn man auch in entlegenen Winkeln herumstöbert. Überall locken geheime Gänge oder versteckte Schatztruhen;manchmal muss man Risse in Felswänden entdecken, um sie mit – selbstverständlich gemalten- Bomben frei zu sprengen, manchmal verräterische Henkel im Gras aufspüren, um das Verborgene mit den Pfoten auszubuddeln.
Gegen Dämonen, für Menschen
Aber mit der Befreiung des Baumes ist es nicht getan. Man muss Dämonentore vernichten und den Menschen helfen, um das
Bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass die Welt immer noch feine Poren zeigt, als wäre die Farbe gerade erst in das Pergament eingezogen. |
Übel komplett zu bannen. Hier begegnet einem typisch japanischer Witz und Kitsch: Ein Händler vermisst seine Teetasse, eine Zugbrücke will nicht runter, Mauli Maulwurf lässt euch nicht vorbei und der Boss vom Spatzenclan fordert euch heraus. Die einen brauchen göttlichen Beistand, um eine Mühle in Gang zu bringen, die anderen suchen verzweifelt nach verlorenen Erbstücken. Es gibt viele kleine Aufgaben wie das Malen einer Wäscheleine, aber auch einige, die euren Kopf mit Rätseln zum Rauchen bringen oder sich irgendwann zu packenden Showdowns mit riesigen Endgegnern entwickeln.
Der kleine Junge Kokari hat z.B. ein Problem: Die Fische beißen nicht an, sein Hund ist verschwunden und seinem Vater hat er versprochen, eine Brücke zu reparieren. Helft ihr ihm, werdet ihr irgendwann seinen Hund finden – in einer riesigen Spinnenhöhle, wo der erste große Kampf gegen seine achtbeinige Bewohnerin auf euch wartet. Das ist einer der Höhepunkte, die einen Vorgeschmack auf das geben, was noch kommt: Neunschwänzige Füchse, Zwillingsdämonen und natürlich der achtköpfige Orochi.
Aber nicht nur Bosskämpfe, auch die Rätsel tragen zum Spielspaß bei: Wie besiegt man z.B. Frau Zungenschneiderin? Die alte Hexe hat selbst vor einer Wölfin keinen Respekt und jagt euch mit ihrer Schere. Erst wenn die Sonne untergeht, legt sie sich schlafen. Wer sich dann in ihr Häuschen traut, wird erfahren, dass sie von saftigem Fleisch träumt und dass manche Monster bei Mondlicht aus der Haut fahren. Aber wie bekommt man die Hexe ins Mondlicht? Grübel, grübel&
Ave!
Ich habe mir vor kurzem Okami gekauft und bin absolut begeistert. Okami macht alles richtig und ist meiner Meinung nach in beinahe jedem Punkt besser als Zelda TP.Gut, die Grafik kann man schwer objektiv vergleichen. TP hat einen realistischen Grafikstil auf Gamecube-Niveau, Okami irgendeine schwer definierbare Mischung aus Tuschmalerei und Cel-Shading. Beides sind recht gut aussehende Spiele, aber alles in allem gefällt mir der Stil von Okami viel besser. Die Schattenwelt aus TP (Inklusive Dämmerung und Partikel) sieht echt schick aus, aber der Stil von Okami sieht einfach überall gut aus und passt ebenso zum Gameplay. Zudem sind in Okami viele Kleinigkeiten, die einfach klasse aussehen, wie z.B. die Blumen, die hinter einem wachsen wenn man rennt oder die Dämonenschlösser, die panisch reagieren, wenn man ihnen mit dem richtigen Schlüssel zu nahe kommt.
Musikalisch gefällt mir Okami besser. TP hat einige gute Musikstücke (Und natürlich einen Nostalgiebonus), aber Okamis Musik gefällt mir einfach besser. Ist natürlich wieder subjektiv. Aber wenn man durch die Shinsu-Ebene rennt und dabei diese Musik hört - Nun, da können Link und Epona auf dem Hyrule Feld leider nicht mithalten.
Die Steuerung ist in beiden Spielen gut, aber nicht überragend. In Zelda gefällt mir das Schwert-Schwingen nicht. Da gefällt mir Okami besser, allein schon durch die Vielfalt an Angriffsmöglichkeiten. Erst wird ein Dämon mit einer Viererkombo geschwächt, dann folgt eine selbstgezeichnete Bombe und anschließend wird er noch im Flug mit einem kräftigen Schnitt zweigeteilt.
Nur leider ist die Steuerung in Okami manchmal etwas ungenau. Nach einiger Zeit kriegt man die meisten Pinseltechniken aber spätestens nach 2 Versuchen hin und es stört nicht mehr. Und spätestens ab diesem Zeitpunkt kann TP nicht mehr mithalten, egal wie...
"Selbst Zelda wird hier mit Tinte übertrumpft..." ähem, nun ja; sicher Okami ist geil, aber für mich ist Zelda TP noch ein bissche besser.
Okamiden kommt aber von einem völlig anderen Entwickler und der ursprüngliche hat daraufhin keine Lust mehr, an einer richtigen Fortsetzung zu arbeiten.