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Papers, Please (Adventure) – Papers, Please

Wie fühlt es sich an, ein Grenzbeamter zu sein? Wie würde man mit der Verantwortung umgehen? Arbeitet man stur nach den Regeln? Oder überlässt man moralische Entscheidung nicht alleine dem unerbittlichen Gesetz? Diesen Fragen geht Lucas Pope, Ex-Entwickler bei Naughty Dog, in seinem Projekt Papers, Please nach. Kann der sozialkritische Thriller im Test überzeugen?

© Lucas Pope / 3909 / Lucas Pope / 3909

Finstere Dystopie in 8-Bit
Das stimmige 8-Bit-Artdesign unterstreicht die düstere Atmosphäre vortrefflich.
Das stimmige 8-Bit-Artdesign unterstreicht die düstere Atmosphäre vortrefflich. © 4P/Screenshot

Zudem hat beinahe alles was ich tue, weitreichende Auswirkungen: Unterstütze ich einen Geheimkult? Nehme ich Bestechungsgeld an oder agiere vielleicht sogar als Doppelagent? Immer wieder werde ich vor Entscheidungen gestellt, die den Ausgang des Spiels grundlegend verändern können, allerdings ohne mir dies vorher deutlich zu machen. Nehme ich das Geld eines Unbekannten an? Das könnte mein Ende sein! Fliehe ich ins Ausland wenn der Druck zunimmt? Was passiert dann mit meiner Familie? Rette ich das Regime vor einer Verschwörung? Insgesamt zwanzig Enden gibt es, die sich stark voneinander unterscheiden. Das Schicksal von mir und meiner Familie hängt an vielen Faktoren, die sich wiederum mit meinem Verhalten an der Grenze verändern.

Die Aussichten sind dabei mehr als düster. Papers, Please zeichnet das finstere Bild einer Autokratie, die nicht nur an der Grenze unerbittlich ist. Ich stehe permanent unter Beobachtung, werde von Regierung und Vorgesetzten unter Druck gesetzt und bin trotz aller Macht doch nur ein kleines Rädchen in einer riesigen Unterdrückungsmaschine. Kleinste Fehler werden mir bereits als Verrat ausgelegt und letztendlich bin ich genauso von Verhaftung und Hinrichtung bedroht wie jeder andere Bürger. Die unheimlich stimmige 8-Bit-Kulisse sowie das einfache, aber passende Sounddesign unterstreichen diesen grauen und hoffnungslosen Eindruck perfekt. Es gibt kein Entrinnen aus diesem Albtraum.

Langeweile im Grenzalltag?

 

An moralischen Entscheidungen mangelt es nicht, ich erlebe während meiner Arbeit viele dramatische Einzelschicksale.
An moralischen Entscheidungen mangelt es nicht, ich erlebe während meiner Arbeit viele dramatische Einzelschicksale. © 4P/Screenshot

Gut ist zudem, dass der Grenzalltag auch langfristig motivieren kann. Obwohl das Spielprinzip auf sturer Repitition der immer gleichen Kontrollvorgänge basiert, gibt es durch die ständigen Regeländerungen genug Abwechslung, um mich bei der Stange zu halten. Außerdem gibt es immer wieder Zusatzaufgaben, wichtige Entscheidungen und interessante Charaktere, die den Arbeitsalltag auflockern.

Langeweile kam in den rund sieben Stunden, die mein kompletter Spieldurchgang gedauert hat, nicht auf – auch weil ich an mehreren Stellen die unterschiedlichen Auswirkungen meiner Entscheidungen ausprobiert habe, was mir durch das Speichersystem vorbildlich ermöglicht wird. An jedem Morgen wird ein neuer Spielstand angelegt, der, sollte ich eine andere Entscheidung treffen, ab diesem Punkt einen neuen Speicherzweig generiert. Alte Entscheidungen werden so nicht überschrieben, sondern ich erhalte die Möglichkeit, eine alternative Realität zu erschaffen, in der die Dinge etwas anders ablaufen. So habe ich in einem Durchgang rund ein Viertel der möglichen Enden gesehen – wer alle zwanzig erleben möchte wird noch viel mehr Zeit an der Grenze verbringen. 

  1. Ehrlich gesagt hatte ich bei diesem Spiel nie Probleme, meine Familie am Leben zu erhalten. Nichtmal die Heizung musste ich abstellen (Zumindest, sofern ich mich daran erinnern kann).
    Natürlich konnte ich mir die beste Wohnung erst nach reichlich Erfahrung und dementsprechenden Ergebnissen leisten, aber ich kam dennoch locker über die Runden und konnte sogar das zusätzliche Geld für die Zusatzereignisse berappen, wie zum Beispiel dieses Mädchen, das man adoptieren konnte.
    Vielleicht liegt mir auch nur diese Art von Arbeit, wer weiß?

  2. No Cars Go hat geschrieben:Gerade zwei Stunden gespielt.
    Ich find die Idee an sich gut. Auch das Artdesign macht mich an. Die Spielmechanik langweilt mich aber leider furchtbar.
    Bei meiner Arbeit am Grenzposten muss ich mich harten moralischen Entscheidungen, weitreichenden Konsequenzen und der stumpfen Repetition der immer gleichen Arbeitsvorgänge stellen, ohne dabei meine Konzentration zu verlieren.
    Das hat's mir versaut, gerade durch Kombination mit dem Zeitdruck, der es fast unmöglich macht, "sauber zu arbeiten" und gleichzeitig genug Kohle reinzubekommen, dass die Familie nicht siechen muss.
    Ich finde das Spiel überhaupt nicht schlecht - es ist einfach nur nicht mein Ding. Schade.
    Naja, also es kommt eigentlich genug Kohle rein, man muss halt nur bissl wirtschaften bei dem Spiel. Heizung gibts bei mir z.B. nur alle 2 Tage, dafür muss ich dann alle 2 Tage mal Medikamente holen, welche aber nur 5 Zeni kosten. Ausserdem gibts diverse Events bei denen man richtig Kohle bekommt, je nachdem wie man sich da anstellt, kann man auch schon mal 500 Zeni Plus machen. Man muss halt nur wissen das man nicht alle Erfolge innerhalb eines Durchgangs erspielen kann, dann kann man dort schon ganz gut haushalten mit dem Geld.
    Der Zeitdruck ist selbstverständlich gewollt und auch das die ersten 7-8 Tage kaum Kohle reinkommt durch plötzliche Grenzschließungen oder was auch immer. Ausserdem lebt das Spiel natürlich davon das man ganz menschlich Fehler macht, hätte man unendlich Zeit, würde das die Fehler die man macht natürlich deutlich reduzieren und damit das Spielerlebnis verfälschen.
    Und wenn man mal ein paar Stunden auf höchstem schwierigkeitsgrad gespielt hat und dann eine neue Kampagne anfängt, dann kann man sogar in den ersten paar Leveln sehr gut Kohle reinholen weil einem die 3 Attribute auf die man da achten muss dann wie ein Klacks vorkommen wenn man vorher 20 verschiedene Attribute Gegenchecken musste ;)

  3. Gerade zwei Stunden gespielt.
    Ich find die Idee an sich gut. Auch das Artdesign macht mich an. Die Spielmechanik langweilt mich aber leider furchtbar.

    Bei meiner Arbeit am Grenzposten muss ich mich harten moralischen Entscheidungen, weitreichenden Konsequenzen und der stumpfen Repetition der immer gleichen Arbeitsvorgänge stellen, ohne dabei meine Konzentration zu verlieren.
    Das hat's mir versaut, gerade durch Kombination mit dem Zeitdruck, der es fast unmöglich macht, "sauber zu arbeiten" und gleichzeitig genug Kohle reinzubekommen, dass die Familie nicht siechen muss.
    Ich finde das Spiel überhaupt nicht schlecht - es ist einfach nur nicht mein Ding. Schade.

  4. Schade dass es so kurz ist - wäre toll wenn da was deutlich längeres, so mit einem Jahr Spielzeit in der Story kommt.
    Aber:

    Spoiler
    Show
    wieso wird man verhaftet, wenn man diesem blöden Heini der an Tag 10 kommt, EZICs Sachen gibt, obwohl man alle Agenten von denen abgewiesen hat? Ich würde den Trottel ja gerne anrufen, wenn EZIC kommt,
    aber leider ist das Diensttelefon gerade in Urlaub.
    Das Spiel ist echt toll und ich bin derzeit im vierten Durchgang. Irgendwie hat es einen hohen Suchtfaktor. Aber einen Patch mit deutlichem Mehrumfang (und weniger gleichen Bildern!) wäre richtig geil.

  5. Ich habe nun auch den ersten Durchgang absolviert und ich bin überrascht, wie sehr das eigentlich sehr simple und monotone Spielprinzip (Vergleichen, vergleichen, vergleichen) Spaß machen kann. Ich habe 3 Stunden für den ersten (linearen) Spieldurchlauf gebraucht und Ende 10 erreicht. Ich bin auf die anderen Enden und den Endlosmodus gespannt.

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