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Remothered: Broken Porcelain (Action-Adventure) – Der blanke Horror

Mit Remothered: Tormented Fathers (4P-Test: 62%) gelang Chris Darril und Stormind Games zwar kein überwältigender, aber immerhin ein solider Auftakt für die geplante Horror-Reihe, die jetzt mit Broken Porcelain fortgesetzt wird. Kann man sich steigern und hat dem Prinzip den nötigen Feinschliff verpasst, den man im Vorgänger oft vermisst hat? Die Antwort gibt es im Test!

© Stormind Games / Darril Arts / Modus Games

Gefährliche Droge

Die Handlung von Broken Porcelain knüpft nicht nur einfach an den Vorgänger an, dessen Ereignisse man sich in einer gelungenen Video-Zusammenfassung vor dem Spielstart zu Gemüte führen kann. Stattdessen fungiert der zweite Teil der Reihe gleichermaßen als Prequel und Sequel. Zwar spielt mit Rosemary Reed auch die Protagonistin des Vorgängers und ihre Suche nach der vermissten Celeste Felton eine Rolle, doch übernimmt man zu Beginn die Kontrolle über die bisher unbekannte Figur Jennifer – ein junges Mädchen, das in den 70er Jahren und damit vor den Geschehnissen des Vorgängers als Dienstmädchen im abgelegenen Hotel Ashman Inn arbeitet, welches Parallelen zum Overlook Hotel aus dem Stephen-King-Klassiker The Shining aufweist.

Mit der gefährlichen und experimentellen Droge Phenoxyl, dessen Inhaltsstoffe aus Motten gewonnen werden und das Menschen in willenlose, aggressive Marionetten verwandeln kann, wird thematisch schnell wieder ein Bogen zum Vorgänger geschlagen. Allerdings leidet die Geschichte gleich an mehreren Problemen: Zum einen ist die Inszenierung mit abrupt endenden Zwischensequenzen, die oft wie störende Fremdkörper wirken, völlig amateurhaft. Die hölzernen Figuren tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei: Sie wurden nicht nur billig animiert, sondern in ihren starren Gesichtern ist kaum eine nennenswerte Mimik zu erkennen. Daher wirken sie häufig eher wie Puppen anstatt realer Personen. Überhaupt zählen Technik und Präsentation nicht zu den Stärken von Broken Porcelain: Zwar ist die Bildrate auf dem PC meist hoch und flüssig, doch die Kulisse mit ihren schwachen Texturen, dem simplen Beleuchtungssystem und vereinzelten Pop-ups ist billig. Hoffnungsvolle Ansätze gibt es beim Soundtrack, der in seinen besten Momenten für eine beklemmende Atmosphäre sorgt, mit viel zu kurzen Loops, einer nervtötenden „Gesangsspur“ und plötzlichen Abbrüchen gleichzeitig aber als Stimmungskiller agiert.

Wirre Zeitsprünge

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Phenoxyl: Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. © 4P/Screenshot

Katastrophal ist aber auch die Struktur der Geschichte: Genau wie in der ursprünglichen Version von Beyond: Two Souls springt die Handlung auch hier wild durch verschiedene Zeitstränge, Schauplätze und Figuren, bis man irgendwann komplett den Durchblick verliert. Dazu gesellt sich eine fragwürdige Charakterentwicklung, wenn z.B. die zickige Jennifer ihre Kollegin Lindsay bei der ersten Begegnung dumm anschnauzt, beide gefühlt fünf Minuten später aber zu besten Freundinnen mutieren und große gemeinsame Pläne schmieden. Unglaubwürdiger geht es kaum! Hinzu kommen die unterdurchschnittlichen Leistungen der englischen Synchronsprecher, die mit ihren teils übertriebenen Darbietungen (Stichwort: Over-Acting) viele ernst gemeinte Momente in eine lächerliche Komödie mit einem Anflug von Fremdschämen verwandeln – und das zum Teil auch noch schlecht abgemischt. Eine deutsche Sprachausgabe gibt es übrigens nicht und man muss sich mit Untertiteln begnügen, die es mit der Groß- und Kleinschreibung manchmal nicht so genau nehmen. Manche Menüpunkte im Spiel wurden sogar erst gar nicht übersetzt und die englischen Begriffe einfach beibehalten.

Horror im Spieldesign

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Für kontextsensitive Aktionen wie „Verstecken“ muss man sich teilweise ganz genau positionieren. Ansonsten taucht das wichtige Knopf-Icon für die Interaktion einfach nicht auf. © 4P/Screenshot

Die spielerischen Schwächen sind sogar noch eklatanter, denn vor allem das Katz- und Mausspiel  gegen die Verfolger – und damit eines der zentralen Spielelemente – ist eine spaßbefreite Zumutung. Das hat gleich mehrere Gründe: Zum einen sind die Verfolgungsjagden unfassbar dröge, weil sich die KI erschreckend dämlich anstellt! Die direkte Konfrontation erweist sich dagegen als keine gute Idee, denn oft muss man viel Prügel einstecken, bevor es einem endlich gestattet wird, den Verteidigungsgegenstand in einem Reaktions-Minispiel einzusetzen. Zudem passiert es häufig, dass man in dem Handgemenge in eine Ecke gedrängt wird, aus der man sich einfach nicht mehr befreien kann – auch weil das Ausweichen auf Knopfdruck nur sporadisch funktioniert. Gleichzeitig spielt einem in diesen Situationen häufig noch die Kamera einen Streich und positioniert sich so dermaßen miserabel, dass die Übersicht komplett verloren geht.

  1. Dpunkt1982y hat geschrieben: 28.02.2021 22:02 Ob ich damit vor einem Fehlkauf gewarnt habe, will ich jetzt nicht beschwören, aber kann Euch nur dazu raten, das Geld zu sparen
    Das ist aus meiner Sicht auf jeden Fall ein sinnvoller Rat. BP ist das bislang einzige Spiel, das ich wieder zurückgeschickt habe, weil mir nach dem Durchspielen klar wurde: Das wird nix mehr, ganz gleich, wie viele Patches sie noch nachschieben.

  2. Ich kann und muss mich meinen Vorrednern anschließen....es ist eine Katastrophe!!
    Auf der Playstation-Version war es wochenlang nur bis zum ersten Endboss(Andrea) spielbar, denn um die platt zu machen musste man sich anschleichen und dann mit einer Waffe zuschlagen, was aber nicht ging. Egal wie und wo man das angestellt hat, erscheinte nie das Zeichen zum Angriff und man konnte nichts anderes machen. Was auch immer eine tolle Sache war, daß man sich nicht mehr bewegen konnte, wenn man einen Ablenkungsgegenstand platziert hat. Erst wenn die Alte kam und einen Platz gemacht hat oder beim Laden des Spielstands, konnte man weiterspielen.
    Nach Wochen des wartens erschien endlich ein Update mit dem sich zwar das Spiel nun halbwegs spielen lassen konnte, aber das Ganze nicht großartig besser gemacht hat. Die Steuerung hat mich echt zum ausflippen gebracht! Ich weiß nicht, wie oft ich rennen wollte, die Alte dann in Deckung gegangen ist. Auch ist die ganze Handlung recht unüberschaubar, z.B. läuft man durch die Bude, plötzlich erscheint die rote Nonne mit irgendeiner komischen Waffe in der Hand und schwupps, tot. Nee, nee das muss man echt nicht haben. Bei dem zweiten Endboss in der Garage, wo man auf die blöden Laternen schießen soll, es aber nichts bringt war mir das ganze zu blöd uns hab das Spiel sofort wieder gelöscht. Ob ich damit vor einem Fehlkauf gewarnt habe, will ich jetzt nicht beschwören, aber kann Euch nur dazu raten, das Geld zu sparen

  3. Achtung, Spoiler. Ich kann dem Test – leider – nur zustimmen. Ich bin nur etwa bis zur Hälfte des Spiels gekommen, bevor ein Bug ein Weiterkommen unmöglich machte, aber das reicht schon, um festzustellen, dass die zahllosen Glitches nicht das einzige Problem sind.
    Das Spannende am Vorgänger (und anderen Hide-and-seek-Spielen wie Alien: Isolation und Co.) war ja gerade das Erkunden eines Areals inklusive Lösen von Rätseln, während man von einem übermächtigen Gegner gejagt wird. Das spielt hier eigentlich keine Rolle mehr. Stattdessen verlangt das Spiel ständig, die Stalker zu bekämpfen, was ihnen schnell jeglichen Schrecken nimmt.
    Auf einen gediegenen Einstieg wie im ersten Teil braucht man nicht zu hoffen. Das Storytelling wirkt gehetzt, Figuren werden so gut wie gar nicht eingeführt und legen zuweilen ein kaum nachvollziehbares Verhalten an den Tag: Andrea ist ihrem Chef angeblich treu ergeben, trotzdem verrät sie Jennifer (die sie offensichtlich nicht mal besonders gut leiden kann) gleich am Anfang Ashmanns schlimmstes Familiengeheimnis – das ergibt keinerlei Sinn, erst recht nicht in dem Kontext, in dem es stattfindet.
    Ich werde BP sicher noch mal angehen, wenn es spielbar ist, aber von dem Gedanken, dass es Tormented Fathers übertrifft oder auch nur gleichkommt, habe ich mich verabschiedet.

  4. Und ich bleibe dabei, "remothered - tormented fathers" ist für mich einer der besten Spieletitel ever 🤪 dieses Machwerk allerdings ist nichts weiter als die Überreste des berühmten Elefanten im Porzellanladen, der hier programmiertechnisch gewütet hat

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