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Saints Row (Action-Adventure) – Kein gelungenes Reboot

Neue Stadt, neue Saints – neues Spiel? Mit Saints Row startet Volition seine Open-World-Serie neu, die als GTA-Konkurrenz begann und mit Superhelden-Quatsch und Höllen-Ausbruch endete. Ist Santo Ileso also ein strahlender Neubeginn? Warum die Antwort auf genau diese Frage eindeutig „nein“ lautet, erläutern wir im Test.

© Volition / Deep Silver

Saints Row bleibt Saints Row bleibt Saints Row

Keine bekannten Charaktere, kein Steelport, keine Saints: In Santo Ileso, einer uninspirierten und herzlich vergessenswerten Mischung aus LA, Las Vegas und Alburquerque, beginnt die Geschichte der berüchtigten Straßengang Third Street Saints von neuem. Der namenlose Boss ist Mitglied der Private-Military-Firma „The Marshalls“, die sich als Gang gemeinsam mit den Autoverrückten Latino-Gangbangern „Los Panteros“ und den Neon-Mad-Max-Fans „The Idols“ die Stadt aufteilen. Man lebt in einer WG mit Mitgliedern der anderen Gangs, die im „Murder Business“ arbeiten, um ihre Studenten-Darlehen abzubezahlen. Die Freunde bringen natürlich ihre alten Crews gegen sich auf und gründen letztlich die Saints, um in der Welt der Banden-Kriminalität zu bestehen. Und ja: das ist mit genauso vielen Fremdscham-Momenten verbunden, wie es klingt.

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In Saints Row wird erwartbar viel geschossen. Leider ist der Shooter kein besonders guter. © 4P/Screenshot

Zwar ist der schwierige „Haha, Penis“-Humor von The Third deutlich reduziert, dafür ist jetzt der größte Gag, dass man wirklich sehr hart drauf ist und sehr gerne sehr viele Leute umbringt. Ihr ahnt es vielleicht schon: das trägt genau eine Cutscene lang. Zwar sind einige Gen-Z-Gags eingestreut und mit Homosexualität wird angenehm locker umgegangen, trotzdem zünden die meisten „Mord macht Spaß“-Witze bei mir nicht. Dadurch ist die Story immer dann am besten, wenn sie durch Abwesenheit glänzt. Gleichzeitig hat Volition aber auch erschreckend wenig zu erzählen. Hauptquartier, Gang und „kriminelle Vorhaben“ – das wars. Meine Mitbewohner haben zwar ihre eigenen Missionsstränge, die mir ihre Motivation und Geschichte näherbringen sollen. So richtig was hängen bleibt davon nicht.

Das Spaßproblem


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Die neuen Saints leben in einer Gang-WG, die schnell zu Problemen im „Job“ führt. Das ist genau eine Cutscene lang witzig. © 4P/Screenshot

Aber sind wir mal ehrlich. Story und Saints Row? Das war schon immer eher egal! Problem dabei: Auch der Rest des Spiels bleibt im Mittelmaß stecken. Am grundlegenden Spielprinzip von Saints Row hat sich mit dem Reboot nämlich genau gar nichts geändert. Und das ist neben der Technik die größte Hypothek, die diese Open World mit sich herumträgt. Wie üblich absolviere ich im GTA-Stil Missionen. Fahre also von A nach B nach C, schieße böse Buben über den Haufen und höre mir den einen oder anderen dämlichen Dialog an. Außerdem gibt es zahllose Nebenaufgaben, in denen ich Sehenswürdigkeiten fotografiere, Mülltonnen durchsuche oder mit einem Heli und einem Riesenmagneten Fahrzeuge stehle.

Um an richtig viel Geld zu kommen, muss ich aber sogenannte „kriminelle Vorhaben“ errichten. Hier platziere ich über eine Karte im Kirchen-Hauptquartier der Saints illegale Sub-Unternehmen in der Stadt, die z.B. Giftmüll entsorgen, Versicherungsbetrug begehen oder geklaute Autos verwerten. Im Anschluss muss ich dann kleine und größere Aufgaben übernehmen, um die Vorhaben abzuschließen. Danach wird auf dem per Telefon erreichbaren Konto so richtig abgesahnt. Das ist nett, wenn es darum geht von Marshall geklaute High-End-Spielzeuge für ein Startup zu testen und wird beinahe zu Arbeit, wenn man ein gutes Dutzend LKWs mit hochexplosivem Giftmüll quer durch die Stadt fahren muss.

Das klingt jetzt vielleicht erstmal nicht schlecht – immerhin hat man in Santo Ileso auf diese Weise viel zu tun und es gibt selten Leerlauf. Stimmt! Das Problem ist nur, dass die wenigsten Aktivitäten wirklich Spaß machen. Gleichzeitig kann ich die Unternehmungen aber nicht links liegen lassen, da für einige Missionen erst X Unternehmungen in der Stadt platziert und abgeschlossen sein müssen, um sie starten zu können. Und das heißt: Fleißarbeit. Egal wie wenig Spaß der unpräzise Ragdoll-Highscore-Quatsch „Versicherungsbetrug“ auch macht, den ich in einem Vorgänger irgendwie schonmal in besser gesehen habe.

Viel Schießen, viel Fahren, viel Langeweile


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Das Autofahren in Santo Ileso macht erstaunlich wenig Spaß. © 4P/Screenshot

Dazu kommt: Saints Row ist ein Spiel, in dem ich sehr viel schieße und sehr viel Auto fahre. Und beide Mechaniken sind dermaßen lustlos und unpräzise umgesetzt, dass selbst die Fahrt zur Mission um die Ecke zu einer Pflichtaufgabe wird. Fahrzeuge bringen kein echtes Gewicht auf die Räder und die simple Fahrphysik vermittelt mir zu keinem Zeitpunkt ein echtes Gefühl für die Straße. Außerdem schleichen selbst Supersportwagen mit gefühlten Fünfzig durch Santo Ileso, denn das Geschwindigkeitsgefühl ist bestenfalls unterdurchschnittlich. Dazu kommt ein gruselig schlecht abgemischter Motorensound, der jede Dynamik vermissen lässt. Wenn man dann noch per Abschlepphaken und mit schwacher Physik einen Container oder ein Wohnmobil durch die Stadt zieht, wird das Ganze schnell richtig anstrengend. Da helfen dann auch die netten Radiosender mit Lizenz-Soundtrack nicht weiter, obwohl sich sogar ein starkes Metal-Radio vom Label Nuclear Blast im Portfolio befindet.

Ähnliche Probleme hat der Shooter: Weder Zielen noch Schießen fühlen sich gut an. Die Waffen – von der Faustfeuerwaffe über SMGs, Sturmgewehre bis hin zum Raketenwerfer – sind schon aus den Vorgängern bekannt, haben kaum Punch und lasche Sounds. Außerdem fühlt sich das Zielen mit dem Analogstick einfach nicht präzise genug an. Das haben wohl auch die Entwickler gemerkt, sodass man mit einem Tastendruck automatisch explosive Fässer und Co. zerstören kann. Klar: man kann sich auf dem Dach von Autos liegend wüste Schießereien liefern oder direkt mit dem Wingsuit aus dem fließenden Verkehr in die Luft gehen. Das ist aber spätestens seit Just Cause 3 nichts Neues mehr – und war da auch deutlich spaßiger in Szene gesetzt. Außerdem fehlen mir die absurden Waffen der Vorgänger. Lasergewehre und Jetbikes sind hier das Ende der kreativen Fahnenstange, was die Ballerei noch eintöniger macht.

  1. Ich habe es für 15 Euro geschossen und bisher tut mir das Spiel nicht weh. Die Figuren sind tatsächlich nicht so nervig wie gedacht, sie sehen aber halt so aus. Der Rest ist das Übliche: sinnfreie, belanglose Action. Das hat mir bisher in Open World spielen nicht sonderlich zugesagt, bei Saints Row passt es aber ganz gut. Bewertung wäre bei mir bisher irgendetwas so um die 70 herum.

  2. LOL, habe ich gedacht, nicht mal gratis. Zwanzig Mücken sind immer noch Selbstüberschätzung, normalerweise kommen ja solche Games, die uns durch von Epic geschmierten Entwicklern vorenthalten wurden, zum halben Preis. Selbst wenn sie was taugen würden, warte ich ein halbes Jahr, bis ich sie für ein Butterbrot kriege. Wobei ich sowieso der Meinung bin, dass ein Game, das ich keinem Vollpreis würdig hielt, Epic hin oder her, meistens auch kein Butterbrot wert ist.

  3. Das hat wahrscheinlich fast niemand mitbekommen, aber gestern wurde Saints Row '22 auf Steam veröffentlicht, und bis Ende diesen Monats gibt's 67% Rabatt, womit das Teil 19,79€ kostet.

  4. Falls es wen interessiert, das Spiel gibt es gerade als Vorbestellung für 15€ für Steam zu haben (leider nicht direkt bei Steam). Bei dem Preis habe ich so meine Bedenken in alle möglichen Richtungen. Vielleicht verramschen es gerade weil das Interesse gegen Null geht. Oder es sind nur die Keyseller, auf Steam konnte ich noch keinen Preis entdecken.
    Ich konnte leider nicht nein sagen und freue mich schon auf dieses billige Junkfood.

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