Die Third Row Saints, die vor mittlerweile 13 Jahren mit ihrem Aufstieg einer Hinterhofgang zur führenden Bande Stilwaters das erste Mal eine Visitenkarte in der Videospielewelt hinterließen, sind zu Beginn von Saints Row The Third auf dem Zenit angekommen: Sie werden wie Popstars gefeiert, sie besitzen Klamottenläden, es ist ein Film von, über und mit ihnen in Planung und mit einem weiteren Standbein im Bereich Energy Drinks müssten sie sich eigentlich nicht mehr mit krummen Dingern beschäftigen. Doch ein Gangster kann nicht aus seiner Haut. Also macht man sich flugs auf, um eine Bank zu überfallen – inkl. eines Schauspielers im Schlepptau, der für seine nächste Rolle recherchieren will.
Nach einigen wilden Schießereien (u.a. auf dem Tresor, der von einem Helikopter aus der Bank geschleppt wird!), werden die Saints mit ihrem Anführer (verkörpert vom Spieler) dingfest gemacht und hinter Gitter gesteckt – und das, obwohl sie die Polizei eigentlich in der Tasche haben. Das Geheimnis: Die Saints haben eine Bank des Syndikats überfallen, eine multinationale kriminelle Organisation, die eigentlich aus Steelport heraus operiert, nun aber alle Trümpfe in der Hand zu halten scheint, um die Saints in Stilwater zu schlagen. Doch die vornehmlich in lila Klamotten gekleideten Gangster denken gar nicht daran, auf das lächerliche Angebot des Syndikats einzugehen. Was folgt, ist ein Kampf an Bord eines Großraumflugzeugs, der in einem spektakulären Finale gipfelt, bei dem man sich fragt, wieso Drehbuchautoren in Hollywood (oder Hong Kong) noch nicht auf diese Idee gekommen sind. Wie dem auch sei – die Saints sind in Steelport gestrandet und schwören Rache.
Mein Held, dein Held, unser Held
Mit diesen ersten gut 20 bis 25 Minuten vollkommen überzogener Action, die mit haarsträubenden Stunts und coolen Dialogen aufgefüllt wird, setzt Volition den Grundton für dieses Gangster-Abenteuer in einer offenen Welt. Unterbrochen wird die Einstiegsphase nur von der Charaktergenerierung im ausschweifenden Editor. Hier hat man nicht nur die Möglichkeit, das Aussehen oder die Kleidung anzupassen, sondern kann auch aus verschiedenen Stimmen (drei männlich, drei weiblich, aber auch ein herrlich brabbelnder Zombie!) wählen, die jeweils im Verlauf der Kampagne zu leicht anderen Dialogen führen und somit die unterschiedlichen Attitüden verdeutlichen, mit denen man den Saints-Anführer ausstatten kann.
Viel zu tun
Für die etwa 50 Hauptmissionen sowie die über 50 Nebenmissionen aus dem Hauptspiel, die durch neue Erzählstränge aus den seinerzeit veröffentlichten sowie hier integretierten Download-Inhalten ergänzt werden, bedient man sich bei einem prall gefüllten Ideen-Koffer: Kein Thema ist zu heilig, keine Idee zu abstrus, solange sie nur in überzogener Action münden kann. Man geht z.B. in ein Etablissement des horizontalen Gewerbes, um aus der „Pony-Abteilung“ einen Homie zu befreien, der mit einem Gagball versehen und nur leicht bekleidet ist, aber immerhin einen wunderschönen Ledersattel auf dem Rücken geschnallt hat. Als ob das nicht reicht, kann er sich nur über ein Kehlkopfmikrofon verständigen und hat einen sehr stark an
GlaDOS erinnernden Sprachgesang. Und um dem jetzt noch die politisch inkorrekte Krone aufzusetzen, jagt man ihn an eine Rikscha geschnallt durch die Stadt, während man versucht, die Verfolger mit Waffengewalt abzuschütteln. Und dies ist noch eines der harmloseren Beispiele.
Im Laufe der gut 10 bis 15 Stunden, in der man die Kampagne bewältigen kann, legt man quasi die halbe Stadt in Schutt und Asche, versenkt einen Flugzeugträger, räumt als Toiletten- oder Sexpuppen-Avatar im Cyperspace auf, ist Teilnehmer an einem herrlich inszenierten Wrestling-Match und muss sogar einer Zombieplage Herr werden – die meisten Hauptaufgaben und deren klimaktische Auflösung sind derart abgefahren, dass man es sehen muss, um zu glauben. Zwar zeigen die Saints bei der Inszenierung immer wieder Schwächen, so dass man insgesamt nur selten über B-Film-Niveau hinauskommt. Aber ähnlich wie Expendables macht SR3 überhaupt keinen Hehl aus seinem Vorhaben, einfach „nur“ zu unterhalten. Und das gelingt ihm immer noch so gut und so explosiv wie kaum einem anderen Open World-Spiel – auch, wenn in der Zwischenzeit einige andere Genre-Vertreter ihr großen Spuren hinterlassen haben.
Ah, mal wieder gut abgehangenes von der Resterampe für die Switch...langsam wirds lächerlich mit dem ganzen alten Schund, das schlimme ist, nichtmal der läuft vernünftig auf der Kiste
Ein gutes Beispiel ist ja das Dark Souls Remaster, das im Grunde eher verschlimmbessert wurde. Rudimentär bisschen an der Technik geschraubt, die wirklichen Mängel am Spiel nicht behoben, dafür aber immerhin neue Bugs eingebaut. Da lohnt es sich tatsächlich, eher zur alten Version zu greifen - was über Steam ja nicht mehr möglich ist.
Dass, um mal wieder auf Saint's Row zu kommen, die Entwickler jetzt auch noch ein wichtiges Update immer weiter hinauszögern, lässt mich immer mehr zur Annahme kommen, dass hier einfach nur stumpf ein Port angeleiert wurde, weil momentan jeder ein Spiel auf der Switch veröffentlichen muss. Sowas würde ich echt nicht mit einem Kauf honorieren.
Der Switch widerfährt immer mehr das gleiche Schicksal wie damals der Wii. Nach einem starken Stark, der alle Publisher überrascht hat, folgen nach und nach Portierungen von älteren Titeln oder abgespeckte Versionen von Neuentwicklungen, die es auch auf die PS4/XB1 schaffen. Hoffe sehr, dass Nintendo dieses Schicksal noch abwenden kann. Immerhin können sie ja massiv auf Indie-Titel setzen, womit sie schon auf der Wii U langsam begonnen haben.
Sehr schade. Ich liebe die komplette Reihe und Teil 3 ist tatsächlich der einzige den ich noch nicht gespielt hatte. Wäre optimal für lange Nachtschichten für die Switch gewesen. Falls sich dies nicht durch einen Patch dramatisch verbessert muss ich es eben doch zu Hause auf Steam nachholen.