Kämpfe auf Leben und Tod
Natürlich schaut man in Hellblade 2 nicht nur zu, sondern spielt auch. Das Abenteuer ist aber keine Open-World-Extravaganza oder voller Nebenaufträge. Nein: Hellblade 2 ist von Anfang an fokussiert, eine lineare, von ihrer Erzählung und Atmosphäre lebende Erfahrung zu geben. Dementsprechend fallen auch die Spielmechaniken aus: Loot, Erfahrungspunkte, Talentbäume oder eine Übersichtskarte sucht man vergeblich. Die benötigt es auch gar nicht. Stattdessen kämpfe ich mit Senua gegen menschliche wie übermenschliche Kreaturen, treffe auf Riesen und löse Rätsel, um voranzukommen.
Die Kämpfe haben, rein die Mechaniken betreffend, die größte Änderung erfahren, obwohl die Grundprinzipien sehr vertraut sind: Es gibt leichte und schwere Schläge, per Tastendruck weicht man aus oder blockt einen ankommenden Angriff.
Dennoch fühlen sich die Kämpfe deutlich anders an, unter anderem, weil es nur noch 1vs1-Gefechte gibt – Auseinandersetzungen mit mehreren Feinden existieren nicht. Das sorgt einerseits für weniger Hektik und andererseits für eine ganz andere intensive Erfahrung. Nicht jede Prügelei ist dabei einzigartig, dennoch sind sie jederzeit ein für Senua spürbares Hindernis.
Das Kampfsystem ist zudem deutlich wuchtiger, man fühlt viel mehr die unbändige Kraft, die in der von Leid geplagten Kriegerin schlummert. Hinter jedem Schlag steckt mehr als nur das reine Gewicht, jeder Treffer fühlt sich unfassbar schmerzhaft an. Zwischen Schwert- und Axtkämpfern gibt es zudem Feinde, die besonders fies sind, in dem sie Feuer speien. Werde ich davon getroffen, schreit Senua auf, schreckt zurück, fühlt sich kurz unfassbar verletzlich an. In solchen Momenten nützlich? Der aufladbare Fokus, mit der kurz die Zeit verlangsamt wird und ich mehrere Schläge hintereinander ausführen kann. Eine kleine Hilfe, falls man von einem Feind übermannt wird.
Ist ein Gegner erledigt, greift wieder die filmische Inszenierung, denn der nächste Kontrahent taucht nicht einfach so auf. Stattdessen wird fast immer eine kleine Sequenz abgespielt: Mal werde ich angerempelt und zu Boden gestoßen, manchmal muss ich mit ansehen wie gerade ein anderer Kämpfer vor meinen Augen abgestochen wird. Dadurch fühlen sich die Kämpfe viel organischer eingebunden an, auch wenn man die Inszenierung nach ein-zweimal schnell durchschaut. Da Ninja Theory jedoch die Gefechtssituationen nicht übermäßig einstreut, fühlt es sich nie wirklich langweilig an.
Rätseln, wie man es kennt
Muss ich mal nicht laufen oder kämpfen, dann gilt es in Hellblade 2 zu rätseln. Hin und wieder wird ein Weg versperrt und ich muss ein Runenmuster in der Umgebung suchen. All das ist bereits aus dem Vorgänger bekannt, wird hier nur um ein paar Nuancen ergänzt. Die meisten Hindernisse sind selbst nur eine Angelegenheit von wenigen Minuten und sind keineswegs Kopfnüsse, die sich ewig in die Länge ziehen.
Meistens ist die Lösung sogar sehr offensichtlich: Ich laufe zu einem bestimmten Punkt in der Spielwelt, achte auf die schwebenden Symbole und schaue etwas genauer hin – zack ist das erste von insgesamt drei Mustern erkannt.
Abwechslungsreich ist das Rätseldesign nicht, fällt aber auch nicht allzu sehr negativ ins Gewicht. Schließlich wurde auch hier daran gefeilt, dass weniger manchmal mehr ist. Oder zumindest nicht allzu lange einen aufhält und damit das ansonsten hervorragende Erzähltempo ausbremst. Das gilt ebenso für die versteckten Runensteine, die einem die isländische Mythologie näher bringen. Sie sind oft verhältnismäßig sinnvoll eingebunden und wirken nie so, als wären sie völlig deplatziert.
Noch mehr Details zur Geschichte und Mythologie liefern kleine Bäume, die erst einmal gefunden werden müssen. Hierfür gilt es besonders auf die Umgebung zu achten, denn nur aus bestimmten Blickwinkeln erkenne ich in den Felsen Gesichter, die dann den Weg offenlegen. Ebenfalls keine große Rätselkunst, aber ebenso wenig den Spielfluss störend.
Praktisch: Verpasst man einen der zwei verschiedenen Collectibles, dann erfährt man es im Nachhinein über die Kapitelübersicht und kann direkt in den jeweiligen Abschnitt springen. Nützlich, falls man noch die letzten Achievements holen möchte. Denn nach dem Durchspielen bietet Hellblade 2 kaum noch Ansporn, direkt noch einmal in einzutauchen. Obwohl einem eine verlockende Möglichkeit geboten wird, aber die möchte ich an dieser Stelle nicht spoilern.
Bin auch durch. Was tolles „Erlebnis“. Atmosphäre teils und die visuelle Darstellung. Sag nur Höhlenabschnitt und Kampf im Dorf. Was sie mit Titanen gemacht haben.
Game lebt sehr davon es auf einem großen Bildschirm/TV zu erleben und entweder guten Kopfhörer oder Surroundanlage. Mit TV Ton oder billigen Stöpseln im Ohr lässt Wirkung sicherlich erheblich nach.
Wie Einige schon sagten muss man mit Senua connecten ansonsten funktioniert das ganze Prinzip nicht. Es ist eine Erfahrung von besonderen Wahrnehmung die einem nicht auf dem Silbertablet serviert wird. Muss für sich die Zeichen deuten und was solche Personen durchmachen. Spiel will nicht angenehm sein sondern etwas verdeutlichen was besonderer innerer Kampf ist und mit der kalten Außenwelt.
Bei mir hat es wunderbar funktioniert eine kleine Gefühlsachterbahn auszulösen. Sicher kein Spiel was man jetzt mehrmals hintereinander durchzocken wird.
klaro, Hellblade 2 wird (wie alles) nicht jedem gefallen und das ist mehr als nachvollziehbar in diesem Fall hier. Ich würde es auch nicht als Spiel bezeichnen, sondern als Erlebnis. Es funkt oder es funkt nicht.
Ziel der Entwickler war es wohl dem "Spieler" das Krankheisbild der Psychose näherzubringen, offensichtlich mit den Stimmen im Kopf. Aber eben nicht nur damit. Die Behäbigkeit gehört dazu, das langsame Voranschreiten, die Störung des Antriebs, die Wahnvorstellungen, Denkstörungen (man steht wie vor einer Wand, kommt nicht weiter, ein scheinbar unlösbares Rätsel... immer und immer wieder, man verzweifelt dran), Verwirrtheit, Desorientierung, man kämpft sich durchs Leben, immer das gleiche Schema, repetitiv, der Ausstieg aus der Realität... und all das, obwohl das Leben um einen herum so wunderschön aussehen kann.
Wenn man das Ganze aber für das Gameplay anwirft, um mit dem Gameplay Spaß zu haben, um ein Action-Adventure oder ähnliches zu spielen, dann ist eventuell unter Umständen vielleicht nicht das was die Entwickler einem vermitteln wollen. Es ist halt etwas komplett anderes, als die klassischen Videospiele. Daher finde ich es auch gut, dass es sowas gibt, das Medium Videospiel mit all seinen Interaktionsmöglichkeiten (im Verlgeich zu Büchern, Filmen und Co.) einem so etwas anbietet und ermöglicht... auch wenn es nicht jedem gefallen wird (aber das trifft - wie gesagt - auf alles zu). Dafür zündet es bei vielen anderen. Daher hoffe ich nicht - wie oben geschrieben - dass die Entwickler daraus "lernen" und aus dem besonderem Erlebnis, z.B. lediglich ein weiteres Action-Adventure machen, wovon es schon etliche gibt.
Ich konnte mit Teil 1 übrigens auch rein gar nichts anfangen, hatte es abgebrochen. Mit Teil 2 erging es mir merkwürdigerweise anders. Ich konnte mich drauf einlassen und das Ganze aus einer anderen Perspektive sehen, nicht als Spiel, sondern als Versuch ein komplexes Krankheitsbild nahbarer, zugänglicher zu machen.
Teil 2 werde ich wohl beenden, aber auch nur da es nicht so lang sein soll und ich bereits einige Stunden gespielt habe. Wäre die Spielzeit um die 20 Stunden würde ich wohl nicht mehr weiter machen.