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Silent Hill 2 Remake im Test: Das Original ist tot und das ist gut so

Bloober Team hatte eine unmöglich scheinende Aufgabe: Ein Remake von Silent Hill 2 produzieren. Unser Test klärt, ob das geglückt ist.

Ein Bild aus Silent Hill 2 mit einer Krankenschwester und rot-blauem Banner.
© Bloober Team SA / KONAMI / Adobe Photoshop [M]

Volontärin Nina spielt zum ersten Mal Resident Evil

The Pyramid of Shame

Alle Gütekriterien wurden erfüllt, der fiktive TÜV-Beamte Mr. Gaming kann zufrieden sein: 

  • Es gibt mehr Räume zu erkunden, damit es mehr Loot zu holen gibt
  • Es gibt mehr Monster, damit mehr Kämpfe stattfinden, weil Horrorspiele ohne Kämpfe ja wie Partys ohne Musik sind – das Remake ist Survival-Terror
  • Die Bossgegner haben nun mehrere Phasen, weil Bosse das eben so haben
  • Das Leveldesign ist strukturierter und lesbarer – immer ein Haupträtsel mit mehreren Minirätseln. Hier ist wahrlich ein Bulldozer durch die alte Struktur durchgefahren, um sich der Wegfindungsbeschwerden anzunehmen.
  • Die ikonische Musik wurde teilweise ersetzt und stärker in den Hintergrund verfrachtet – Gruselstimmung kommt nur selten auf
  • Es gibt mehrere Design-Mechaniken, um die Spieler*innen in die richtige Richtung zu treiben und Irrwege zu verhindern
  • Es gibt mehr Passagen, damit es einfach mehr zu spielen gibt
  • Um den Spieler*innen das anstrengende Interpretieren abzunehmen, werden mehr offensichtliche Story-Hinweise und Dialoge gedropt
  • Verstörende Szenen aus dem Original wurden entschärft, manche bis zur Belanglosigkeit
  • Das Original war unangenehm, das Remake ist streichelbar
  • Das Original habt ihr mit dem Kopf gespielt, das Remake spielt ihr ausschließlich mit dem Controller

Nachdem ich diese Pyramide Schicht für Schicht aufgebaut habe, fehlt nur noch die Spitze: Die fragwürdige Darstellung der Anderswelt, also die Version, mit der Silent Hill in seinen Höllenmodus schaltet. Wodurch zeichnet sich die Anderswelt aus?

Ein Screenshot aus Silent Hill 2.
Die Gebäude bilden das Highlight im Silent Hill 2 Remake. Um sie zu meistern, muss James seine Intelligenz und seinen Überlebenswillen einsetzen. Credit: Bloober Team SA / KONAMI

Lautet die Antwort „Blut, Rost und Stacheldraht“, stammt die Antwort meist von Personen, die nur den Mainplot rund um Alessa aus den Filmen kennen. Und diese Antwort ist in Bezug auf Silent Hill 2 falsch. Weil jede Anderswelt individuell ist, jeder Besucher einen eigenen Psycho-Verstörungspark erhält. Das, was James besondere Anderswelt auszeichnet, geht in dem Kuddelmuddel an Groteskem (mit wenigen Ausnahmen) komplett unter.

Wenn es um Horrorwelten geht, hat Bloober alles aufeinander geschmissen und seinen Job technisch gesehen richtig gemacht, aber eigentlich komplett versemmelt. Es ist amtlich und noch viel verstörender als die ganze Wahrheit hinter Silent Hill 2: James Mustermann ist nun Starbucks-Trinker.

Der alte Horror stirbt, lang lebe der neue Horror

Der Fall ist glasklar. Das Mordopfer: Silent Hill 2. Die Tatwaffe: Modernisierung. Der Täter: Bloober Team. Und als der Richter den Schuldspruch verlesen will, geschieht das Unfassbare: Bloober steht auf und rechtfertigt seinen Mord nicht nur –  er überzeugt alle Anwesenden davon, warum er notwendig war. Die Leute, die mit mir während der Testtage zu tun hatten, beobachteten folgendes Verhalten bei mir: Das zunächst immer lauter werdende Meckern wurde immer leiser, bis völlige Stille einkehrte, immer wieder unterbrochen von nervösen Atmen.

Abgesehen davon, dass SH2 als Remake vollkommen gescheitert ist, ist es ein echt gutes Horrorspiel. Ich will es nicht wahrhaben, aber es ist so. Es ist so unterhaltsam wie die Remakes von Dead Space und Resident Evil 4, wie alles von heute, aber auf der Spitze der Pyramide sagt das Remake: Nein, ich bin anders, ich bin zwar Survival Terror, aber besser. Ich habe Substanz. Ich schmecke noch nach Horror.

Ein Screenshot aus Silent Hill 2.
Die Rätsel sind beeindruckend verschachtelt. In diesem müsst ihr eine Geschichte nacherzählen, in dem ihr die Münzen immer wieder richtig platziert. Credit: Bloober Team SA / KONAMI

In den stillen Momenten spaziere ich durch eine Geisterstadt, die mir ihre vielen Geschichten nur zuflüstert, die so leise sind, dass ich sie nicht verstehe. (Scheiße, schaut euch diese Stadt an, wie kann etwas so gruselig und gleichzeitig so wunderschön sein?)

Denn dann, wenn das Remake nichts macht, einfach nur da ist und für sich wirkt, ist es am unheimlichsten und am besten. In den nervenaufreibenden Momenten überlebe ich nur von Raum zu Raum, ich kann nichts aufsparen, weil meine Antwort auf die Frage nach Leben oder Tod immer dieselbe ist. Ich schwitze, ich zittere, ich komme nicht zur Ruhe.

  1. 4P|Jonas hat geschrieben: 09.10.2024 12:51
    insaneRyu hat geschrieben: 09.10.2024 10:09 Frustrierend zu lesender Test.
    So sehr scheiden sich die Geister. :mrgreen:
    Nur zur Klarstellung: Ich meinte damit nicht, dass der Text selbst schlecht war. Nur dass ich entäuscht darüber bin wie mit SH2 im Remake verfahren wurde.

  2. Also die ersten Stunden bzw erste Spielhälfte... grandios fast! Hat mir richtig gut gefallen. Aber die 2.te Spielhälfte gefällt mir dagegen weniger. Viel zu viele Gegner auf einmal und der Fokus wird mir da zu sehr auf Action gelegt.
    Und manche Spiel abschnitte sind einfach zu lang wo man sich halt fragt, musste das wirklich sein? Die Jungs von Hooked bringen es gut auf den Punkt.

    Es ist immer noch ein solides Spiel und viell. Das beste was Bloober bis jetzt heraus gebracht hat. Müsste ich mich aber entscheiden, welche Spiel nun das bessere ist Original oder Remake...nein ich müsste ich nicht lange überlegen. Das Original ist trotz angestaubter Technik für mich immer noch eine ganz andere und bessere Liga als das Remake hier.

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