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Submerged (Action-Adventure) – Allein in einer vergessenen Welt

Das Indie-Team von Uppercut Games möchte mit Submerged ein klassisches Action-Adventure inszenieren, dabei aber auf Kampf verzichten. Stattdessen setzt es auf eine geheimnisvolle Spielwelt und möchte als Ersatz für die Gefechte mit Atmosphäre punkten. Ob das Vorhaben geglückt ist, verraten wir im Test.

© Uppercut Games /

Das ist während der Erforschung der Stadt auch gar nicht nötig. Man lässt sich treiben und nutzt ab und an das Fernrohr, um die Umgebung auszuspähen, wobei Entdeckungen wie Standorte von Büchern auf der übersichtlichen Karte markiert werden. Doch spätestens beim Erklimmen der Gebäude (die schließlich einen Großteil der Spielzeit einnehmen) hätte ich mir mehr Dramatik gewünscht. U.a., um einen Kontrapunkt zum beschaulichen Schippern durch die Stadt zu inszenieren. Doch hier bleibt alles ähnlich gefahrlos wie die Reise durch die Ruinen. Miku kann nicht abstürzen. Egal, was man auch versucht, kann ihr nichts passieren. Insofern ist es beinahe schon eine zwangsläufige Designentscheidung, dass man nicht aktiv mit ihr springen kann. An vorgesehenen Stellen kann sie sich zwar an ein Regenrohr klammern oder sich über Vorsprünge fortbewegen, während die Kamera gelegentlich die Perspektive wechselt und über eine neue Position so etwas wie Spannung aufzubauen versucht. So werden ihre Ausflüge zu einem leidlich unterhaltsamen Wimmelbild degradiert: Wo ist der nächste Vorsprung und über welche Umwege komme ich zu der Stelle, an der ich ein Buch ausgemacht habe?

Vorhersehbare Idylle

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Die Wale sind ungefährlich. © 4P/Screenshot

Doch das ist nicht einmal das größte Problem. Die Atmosphäre, die die Schwächen des Klettersystems übertünchen könnte und auch mit den beeindruckenden Aussichten von einem Kran oder den Dächern der Hochhäuser punktet, verliert durch kleine Inkonsequenzen an Reiz. Und dadurch, dass Submerged mechanisch leider schnell durchschaut ist. Während die 60 Bücher durchaus Sinn ergeben und helfen, Stimmung sowie Neugier auf die Welt aufzubauen, sind die über 20 Upgrades, die dafür sorgen, dass Mikus Boot länger mit Boost über die Wellen jagen kann, überflüssig. Auch das Fernrohr als Stilmittel der Welterkundung nutzt sich schnell ab – nicht nur, weil es inkohärent arbeitet und mal Gegenstände markiert, sie ein anderes Mal jedoch nicht auf der Karte niederschreibt. Sondern, weil man es eigentlich nicht braucht. Klar kann man von Zeit zu Zeit anhalten und die oberen Etagen der versunkenen Wolkenkratzer unter Beschau nehmen, um die Fallschirme zu entdecken, die die zehn Versorgungskisten markieren.

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Die Stadt strahlt eine eigentümliche Atmosphäre aus. © 4P/Screenshot

Doch man kann auch einfach nur um die Gebäude fahren und Ausschau nach den mit roten Blüten markierten Ranken halten, die ein „Klettergebiet“ markieren und die immer entweder zu Büchern oder Ausrüstung führen, die Miku für ihren Bruder benötigt – selbst wenn man sie vorher nicht entdeckt hat. Diese einhundertprozentige Trefferquote lässt ebenfalls viel der situativen Spannung weichen. Wieso kann man nicht mal eine der ohnehin nicht fordernden Kletterpartien machen und wird „nur“ mit einer schönen Aussicht belohnt? Weitere Stimmungskiller sind die mitunter staksigen Animationen Mikus und die fehlerhaft bzw. unzureichend eingesetzte Wasserphysik. So wird man zwar z.B. zur Seite „gedrückt“, wenn eines der Walwesen unvermittelt neben einem auftaucht. Doch die dadurch entstehenden Bugwellen spielen für die Bewegung des Bootes keine Rolle. Schade, dass sich ein Spiel, das derart auf Atmosphäre setzt und zu großen Teilen Erfolg damit hat, mit solchen Kleinigkeiten torpediert.

  1. Hört sich wirklich interessant an. Ist wohl eines der Spiele, die am Besten wirken, wenn man es schafft die spielmechanischen Grenzen willentlich auszublenden. Werde ich mir wohl mal holen, wenn es ein wenig günstiger ist.

  2. Wirklich sehr schade!
    Das Setting sieht fantastisch aus. Zumal es recht unverbraucht wirkt.
    Aber irgendwie habe ich langsam genug von Gameplaylosen Erkundungstiteln. Journey neulich hat mir sehr viel Spaß gemacht, aber da war auch noch soetwas wie Gameplay enthalten. Aber die Flut (pun#1) an Titeln, die gerade der "atmospheric, storydriven" (sprich ohne Gameplay) Welle (pun#2) folgen nehmen mir persönlich gerade etwas zu arg zu.
    Wenn diese Spiele dann wenigstens den fehlenden Gameplaygehalt rechtfertigen könnten, aber das trifft leider doch eher selten zu.
    Die letzten Spiele dieser Art die mir gefallen haben waren dann eben The Journey und Vanishing of Ethan Carter. Wobei ich auch zweiteres bisher nicht durchgespielt habe.

  3. MrLetiso hat geschrieben:Schade. Hatte irgendwie mehr erwartet.
    Jep, mein Gedanke.
    Hatte mir erhofft, dass ich hier ein Erkundungs- und Kletter-Abenteuer im Stile von I Am Alive erleben dürfte.
    Allerdings reizt mich das Artdesign dieser überfluteten Welt und der Soundtrack schon sehr.
    Evtl. geb ich dem Spiel ne Chance.
    Ach, halt, erscheint auf PC mal wieder ausschließlich über Steam :roll:
    Ach Leute, kommt schon, wäre doch ein super Titel für GoG.....

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