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Tacoma (Adventure) – Zwischen Erde und Mond

Der Programmierer und Mitbegründer ihres Studios ist nicht mehr dabei, doch Karla Zimonja und Steve Gaynor machen genau dort weiter, wo sie mit Gone Home aufgehört hatten: Über das Erkunden eines verlassenen Schauplatzes erzählen sie eine geheimnisvolle Geschichte. Dank eines eleganten Kniffs fühlt sich die Raumstation Tacoma dabei sehr lebendig an. Haben die Kreativköpfe also erneut ein vor allem erzählerisch starkes Abenteuer erschaffen?

© Fullbright Company / Fullbright Company / Microsoft

Dass meist mehrere Personen an ganz verschiedenen Stellen aufgezeichnet wurden, verleiht den Aufzeichnungen eine zusätzliche Tiefe. Die wenigsten Unterhaltungen führen sie zudem beim videospieltypischen Gegenüberstehen, sondern indem sie sich durch die Gänge der Tacoma oder aufeinander zu bewegen oder ganz anderen Tätigkeiten nachgehen. Natürlich hatten es die Entwickler dabei relativ einfach, weil sie Amy beim Inszenieren dieser Gespräche als mögliches Hindernis ihrer Akteure ignorieren konnten; durch sie gehen die Hologramme ja einfach hindurch. So oder so entstehen dadurch aber eben sehr glaubwürdige Momente.

Das ABC des Erzählspiels

Und natürlich rollt man die Geschehnisse nicht nur anhand dieser Aufzeichnungen auf. Vielmehr untersucht man auch gespeicherte Chats, liest kurze Notizen, Zeitungsartikel, Buchbeschreibungen und mehr. Da man dafür meist holografische Menüs bedient: Fullbright gelingt auch eine sehr komfortable Steuerung dieser simulierten AR-Umgebung.

Bedauerlich finde ich allerdings, dass man nie wirklich Detektiv spielen darf. Zwei, drei Mal findet man den Code zu einer verschlossenen Tür in einer vergrabenen Notiz – darin erschöpf sich das „Rätseln“ leider schon. Zimonja und Gaynor nutzen die Aufzeichnungen außerdem nie so, dass man etwa einen wichtigen Zusammenhang erst dann entdeckt, wenn man eine

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Man kann sich frei bewegen – der spielerische Anspruch hält sich allerdings in Grenzen. © 4P/Screenshot

Person zu einem bestimmen Zeitpunkt an einem versteckten Ort beobachtet. Man läuft also einfach von Punkt A nach B und C, nachdem man alle Informationen mindestens einmal „angeklickt“ hat.

Ende gut, alles gut?

Ebenso wenig konnten mich die Entwickler mit ihrer Geschichte überzeugen – zumindest im Vergleich mit Gone Home und ihrer Download-Episode zu BioShock 2 finde ich sie deutlich schwächer. Gelungen ist dabei das Geheimnis, das hinter dem Zwischenfall auf der Tacoma steckt, denn tatsächlich dient das leichte Unbehagen an Bord der Raumstation diesmal nicht nur als irreführender Aufhänger. Einen zentralen Baustein sowie wichtige damit verbundene Fragen halten die Spielemacher allerdings so lange im Hintergrund, bis dieses Element plötzlich die Hauptrolle spielt – und das Spiel Minuten später auch schon vorüber ist.

Das Ende ist gut, ergibt Sinn und fügt einem bis dahin vernachlässigten Besatzungsmitglied eine interessante Dimension hinzu! Es wirkt aber so, als hätten die Autoren zu große Angst davor gehabt, dass man früh ihre Absichten durchschaut. Wichtige Figuren beleuchten Gaynor und Zimonja jedenfalls nicht eingehend genug, weshalb Tacoma vor allem auf emotionaler Ebene, aber auch in Sachen Spannung längst nicht so stark ist wie ihr letztes Abenteuer.

  1. Hinter den Kulissen bei Fullbright soll es wohl derbe Zoff gegeben haben:

    Fullbright co-founder Steve Gaynor, known for his work on Gone Home and Tacoma, has stepped down from his role as creative lead on Open Roads following multiple allegations of mistreating Fullbright employees, particularly women.
    https://www.polygon.com/22610490/fullbr ... open-roads
    Wobei, im Open Roads Thread ist das wohl besser aufgehoben.

  2. sourcOr hat geschrieben: 06.08.2017 14:57 Das was ich in der Dear Esther und Gone Home z.B. erlebt habe, kriege ich in anderen traditionellen Spielen eigentlich überhaupt nicht.
    Was hast du denn in Gone Home großartig erlebt? Ich wusste nach 10 Minuten alles. Da war Null Spannung, Null Interesantes, Null überraschendes.
    Das Spiel war insgesamt ne Nullnummer und hat die gute Bewertungen nur durch einen unerklärlichen Internet-Social-Hype bekommen. Sorry, aber wie man Gone Home mehr als 20% geben kann, kann ich nicht ansatzweise nachvollziehen.
    Da war selbst Firewatch besser, dem ich aber auch höchstens 40-45% geben würde.
    Spielerische Nullnummern, Geschichten die sich selbst ein abgehalfteter Groschenroman-Schreiber nicht trauen würde zu bringen und dazu völlig überteuert.

  3. Baralin hat geschrieben: 02.08.2017 23:11 Oh, mhh. Ich weiß noch nicht. Gone Home und Firewatch liebe ich!
    Ich bin jetzt in schwerem Zweispalt. Firewatch habe ich geliebt und es hatte mit das beste Voice-Acting, dass ich jemals in einem Videospiel erlebt habe. Großes Kino!
    Gone Home war für mich die größte Enttäuschung der letzten Jahre.
    Von daher warte ich 1-2 Jahre bis Tacoma mal in nem Sale für 5 e oder so zu haben ist.

  4. klingt doch eiegntlich ziemlich cool, auch wenns ein paar Schwächen hat und ein bisschen kurz zu sein scheint.
    Aber man wird ja zumnidest nicht getrieben und kann sich Zeit lassen.......
    werd mir den Titel also sicherlich noch holen

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