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The Bradwell Conspiracy (Adventure) – Fatal Stonehenge Error

Auch wenn die Bossa Studios bisher eher kleine Spiele wie den Surgeon und Pigeon Simulator veröffentlicht haben, sind einige erfahrene Entwickler dabei. Die waren an großen Produktionen wie Assassin’s Creed, Fable, Batman oder Tomb Raider beteiligt. Und für die Musik des Adventures The Bradwell Conspiracy konnte man Austin Wintory gewinnen, der schon für Journey komponierte. Für knapp 20 Euro werden Freunde von Story und Knobelei auf PC, PS4, Xbox One, Switch und iOS in ein mysteriöses SciFi-Szenario entführt.

© A Brave Plan / Bossa Studios

Amazon, Apple, Google, Microsoft und Facebook…

…sind gar nichts im Vergleich zu Bradwell Electronics. Denn die Briten finden unter Stonehenge eine mächtige Substanz, die sie an den Big Five vorbei an die Spitze der Tech-Unternehmen katapultiert. Im Jahr 2026 arbeiten sie sogar an einer Technologie der Wasserreinigung, die die ganze Welt verändern soll. Aber als man sie pünktlich zur Sommersonnenwende vorstellen will, geht etwas gewaltig schief. Als Spieler erwacht man orientierungslos in einem Museum voller Trümmer, das Bradwell direkt neben Stonehenge erbauen ließ. Kaum macht man die ersten Schritte in Egosicht, sorgen kleinere Erdbeben für weitere Erschütterungen. Computer spucken wirres Zeug aus, Wege sind blockiert. Was ist hier passiert?

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Was ist im Museum von Bradwell Electronics bei Stonehenge passiert? © 4P/Screenshot

Immerhin ist man nicht ganz allein in den verlassenen Korridoren, denn eine Frau namens Amber hat ebenfalls überlebt. Zwar hat man lediglich einseitigen akustischen Kontakt mit ihr, es gibt also keine Multiple-Chopice-Dialoge à la Firewatch, aber man kann über eine Augmented-Reality-Brille (AR Smart Glass) seine Umgebung fotografieren und Bilder mit ihr tauschen. So zeigt man ihr, wo man sich gerade befindet oder welchen Gegenstand man ansieht – all das wird angenehm natürlich in das Rätseldesign integriert, so dass man über den Austausch von Fotos auch Hilfe von ihr bekommt. Die englische Sprachausgabe ist klasse (es gibt deutsche Untertitel) und auch die Musik kann sich hören lassen.

Fototausch mit Amber

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Mit einem 3D-Drucker stellt man Gegenstände her, die man wiederum in Puzzles einsetzen kann. © 4P/Screenshot

Amber ist nicht nur ein nützlicher Guide, weil sie für Bradwell gearbeitet hat. Sie sorgt mit ihren natürlichen Reaktionen auf ihre eigenen Erkenntnisse oder eingeschickte Bilder dafür, dass eine lebendige, wenn auch einseitige Kommunikation entsteht – man kann ihr also nie sagen, dass ihre Ausführungen über Schoko-Eis nerven, während sie selbst irgendwann genervt reagiert, weil man ihr nutzlose Bilder von Büchern schickt. Schön ist wiederum, dass sie nach einiger Zeit auch von selbst nachfragt, wenn man zu lange irgendwo verharrt. So entsteht im Gegensatz zu anderen Rätsel-Abenteuern eine angenehme Verbindung zwischen Erkundung, Knobelei und Storytelling, während man von Kommentaren begleitet durch Korridore kriecht oder Labore durchstöbert.

Neben Ambers Erläuterungen sorgen Notizen, Audiologs sowie die Museumsumgebung mit ihren historischen Ausstellungen dafür, dass man immer tiefer in die Geschichte von Bradwell Electronics abtaucht – teilweise im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie haben scheinbar ein Tunnelsystem unter Stonehenge angelegt. Man kann das Gelände jedoch nicht frei erkunden, denn Amber gibt mit Aufgaben wie „finde jenen Fahrstuhl“ oder „aktiviere diesen Schalter“ meist ein Ziel vor. Auf dem Weg von A nach B findet man zwar weitere AR Smart Glasses mit anderen Zugangsberechtigungen, so dass man vorher unzugängliche Türen oder Computer öffnen kann, aber die wechselt man nicht frei, sondern legt sie fest an. Man kann über ihren gezielten Wechsel also nicht zurück und eine zuvor blockierte Stelle öffnen. Hier hat man einiges an Erkundungspotenzial nicht ausgeschöpft, das Spiele in der Tradition von Metroid oder Castlevania auszeichnet.

Die Lösung einfach ausdrucken

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Manchmal muss man auch Planken zu Booten bauen, obwohl man schwimmen kann… © 4P/Screenshot

Dafür ist der Einsatz des mobilen 3D-Druckers interessant: Findet man die oben erwähnte Supermaterie in Form rotgold glänzender Klumpen sowie eine scanbare Blaupause, kann man das Gezeigte sofort kopieren. So erstellt man Figuren, Schlüssel, Puzzleteile, Bodenplatten, Rohre, Planken & Co, um sie irgendwo einzusetzen. Manchmal geht es nur darum, sich eine Brücke zu bauen, einen Mülleimer als Barriere für eine rotierende Brücke zu platzieren oder einfach fehlende Teile zu ersetzen, manchmal muss man geometrische Puzzle oder Logikrätsel in mehreren Schritten lösen. All das wird mit der Zeit immer etwas fordernder, aber nicht so schnell gehirnverzwirbelnd wie kürzlich in The Sojourn oder so mathematisch verkopft wie in The Witness; eine optionale Hilfe gibt es jedoch nicht. Hat man einen Abschnitt gemeistert, werden Materialvorräte und Blaupausen übrigens gelöscht. Auch hier macht man es sich etwas zu einfach, denn ein stückweise aufgebautes Inventar hätte die Spieltiefe und Kombinationsmöglichkeiten erhöhen können.

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Die Kulisse hat stimmungsvolle Momente, aber wirkt mitunter recht steril. © 4P/Screenshot

Zumal dieses Zurücksetzen genauso künstlich wirkt wie manche Rätselsituation: Manchmal steckt man gefühlt fest, weil das Spiel trotz logischer Alternativen eine spezielle Lösung verlangt. Man kann eine einfache Glasvitrine nicht einschlagen, obwohl dahinter Supermaterie lockt. Oder man hat nicht genug davon für den 3D-Drucker und muss erstmal alle Räume absuchen muss, die meist steril wirken, weil das Interieur nicht immer persönlich designt wurde; zum Glück kann man sprinten. Es gibt auch mal unsinnige Situationen, wenn man z.B. partout nicht in ein Boot steigen darf, das nur wenige Zentimeter entfernt wartet – man muss tatsächlich eine Planke bauen, obwohl man im Wasser nicht stirbt, sondern schwimmen kann. Diese Situationen stören den Spielfluss manchmal ebenso wie die teils unpräzise Steuerung: Bei mehreren Schubladen ist das Anwählen fummelig, auch das Ausrichten und Anlegen von gedruckten Gegenständen ist teilweise zu hakelig. Zudem gibt es trotz einer Kulisse mit wenigen Details und keinerlei Action einige Bildratenprobleme.

  1. Ich spiele es gerade auf dem PC und es gefaellt mir soweit ganz gut.
    Der Humor kommt zwar nicht an Portal ran ist aber trozdem ganz ok.
    Hintergrund Story & Raetsel sind interessant.
    Spielablauf ist wie im Test beschrieben sehr linear. Ich hing im 2. Gebiet sehr lange fest, weil ich den ersten Raum "ueberflogen habe". Man sendet dann die geuenschten Informationen aber das Spiel geht einfach nicht weiter.
    Das haette man auf jeden Fall besser loesen koennen. Bis jetzt machts Spass - bin mal gespannt ob es mich bis zum Ende unterhalten kann

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