Veröffentlicht inTests

Titan Quest (Rollenspiel) – Titan Quest

Mit Gauntlet fing alles an. Die Revolution kam mit Diablo. Der Kult mit Diablo 2. Mittlerweile ist das Hack & Slay, pardon: das Action-Rollenspiel gesellschaftsfähig geworden. Und kaum ein Vertreter seiner Zunft wurde so heiß erwartet wie Brian Sullivans Titan Quest. Kann der neue Titel des Age of Empires-Mitschöpfers Standards setzen?

© Iron Lore / THQ

Doch es gab auch noch einige andere kleine Miss-Stimmungen: So z.B. als ich nach schier unendlicher Wartezeit (naja, es waren etwa viereinhalb Stunden) meinen ersten seltenen Gegenstand gefunden habe. Diesen konnte ich zwar nicht verwenden, aber wenigstens habe ich erfahren, dass es sie tatsächlich gibt. Und schwupps: Meine Motivationskurve ging steil nach oben – bis ich zum Händler kam. Denn dieser hatte urplötzlich auch seltene Gegenstände im Repertoire.
Dementsprechend war ich skeptisch, ob ich nicht auch irgendwann legendäre Schwerter u.ä. bei den Kaufleuten finden würde. Doch bis jetzt war ich nicht so glücklich – und das ist durchaus positiv zu sehen.

Die Kulisse strotzt vor Details: Lauft ihr durch ein Feld, bewegen sich die Getreidehalme!

Ein weiteres kleines Manko, das auch auf den fehlenden Spannungsbogen Einfluss nimmt, ist die Zufalls-Ausschüttung. Dieses Prinzip ist zwar generell gut, doch wenn ich gegen einen deutlich markierten Boss kämpfe und danach nur Allerweltsware bekomme oder tatsächlich irgendwann mal eine königliche Truhe finde und ebenfalls nur Standardgegenstände und im besten Fall ein Haufen Gold ausgeschüttet werden, frage ich mich, wieso ich die Mühe des Bosskampfes auf mich nehme.

Und trotzdem: mittlerweile kann ich kaum noch von Titan Quest lassen. Was vor allem daran liegt, dass ich inzwischen einige seltene und sogar epische Teile in meinem Inventar befinden und mich der absolute Sammlertrieb gepackt hat.

Prachtvolle Kulisse

Zugegeben: auch die Kulisse hat ihren Anteil daran, dass ich mich immer wieder gerne in die Mythenwelt begebe, um Jagd auf das nächste Item zu machen.
Zwar nicht drehbar wie z.B. in Dungeon Siege,  überzeugt die nicht gerade sparsame Engine mit einer detaillierten dreidimensionalen Umgebung, die von Zeit zu Zeit sogar einen Schauer über meinen Rücken laufen ließ. So z.B. als ich im brennenden Olivenhain stand und mir Rauchschwaden die Sicht auf die Gegner raubten. Ebenen, Gebirge, Strände: Alles wird überzeugend, aber letztlich etwas zu steril dargestellt – auch wenn z.B. Getreidehalme auf den prall gefüllten Feldern schwingen.
Die nahtlos in die Landschaft integrierten Höhlen sorgen beim ersten Mal ebenfalls für Staunen und sind dank schöner Lichteffekte auch in späteren Spielsituationen immer wieder für eine Augenwaide.
Leider bleiben diese Momente aber zu selten, so dass man sich schnell an die gute, ab und an spektakuläre Kulisse samt feiner Animationen bei Held(in) und Gegnern gewöhnt hat. Es fehlen auf Dauer Situationen, in denen mich Titan Quest als Spieler berührt – sei es nun durch Spannung, durch sinnliche Wahrnehmung oder durch spannende Erzählstränge.

Spaß in der Gruppe?

Zusätzlich zur weit über 40 Stunden dauernden Kampagne warten auch ein Online-Mehrspieler-Modus sowie mitgelieferte Editoren, um die Langlebigkeit des Titels sicherzustellen. Doch hier wie da tauchen (wie eigentlich beim gesamten Spiel) Probleme auf, die aus einem von den grundsätzlichen Ideen her absolut Award-verdächtigen Hack&Slay ein „nur noch“ gutes Spiel machen.

Dank der umfangreichen und eingängigen Charakter- Entwicklung könnt ihr z.B. auch einen magisch begabten Kämpfer spielen.

Denn was nützt mir die Möglichkeit, mit bis zu sechs Spielern kooperativ die Kampagne anzugehen (Einsteigen jederzeit möglich), wenn selbst im Netzwerk der Code so holprig zu sein scheint, dass der Kollege nur nach extremen Lags in den zweifelhaften Genuss kommt, die Gegenstände aufzusammeln, die ich ihm in meiner Gnade übrig gelassen habe?
Im „normalen“ Online-Betrieb stellt sich die Situation nicht besser dar, weswegen die spärlich vorhandene Chance von Titan Quest, über den Mehrspieler-Modus in Award-Bereiche zu schleichen, umgehend im Keim erstickt wird. Hier ist definitiv Nachbesserung angesagt.

Die angesprochenen Editor-Tools sind auf lange Sicht ein Garant für neue Inhalte – wenn sich eine Community entwickeln sollte, die gewillt ist, sich mit den mitgelieferten Werkzeugen die Nächte um die Ohren zu schlagen. Denn so mächtig sie auch zu sein scheinen, so schwerfällig sind sie zu bedienen. Hier hat Neverwinter Nights mit dem Aurora-Toolset vor Jahren bereits gezeigt, wie ein Kompromiss zwischen Leistungsfähigkeit und Bedienkomfort aussehen kann.
Die Ergebnisse bei Titan Quest können zwar ebenfalls überzeugen, doch der Arbeitsaufwand ist ungleich höher. 

  1. Ich finde, weil die Umgebung gerendert wurde und nicht Zufalls-generiert wird, ist TQ wirklich sehr gut gealtert.
    Ist immerhin von 2006.
    Aber viel schlechter als z. B. ein Pillars of Eternity sieht es nun wirklich nicht aus. Hat eben Charm ;-)
    Aber klar, gegen ein Highres-Effektgewitter aus dem Jahre 2017 stinkt es ab, keine Frage.

  2. Was zum?
    Ich glaube ich habe nicht mal mehr die Hüllen mit den CD-Keys hier rumfliegen. Ich könnte es mir aber einfach nochmal kaufen. Sehr cool. Danke für die Info.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1