Zwar muss man in manchen Passagen gewisse spielerische Fähigkeiten für kleine Plattform-Einlagen unter Beweis stellen, doch stehen einmal mehr die physikbasierten Rätsel im Mittelpunkt, die sich oft sogar auf mehrere Weise lösen lassen. Nicht selten ist aber auch eine Kombination der verschiedenen Begabungen der Akteure nötig, um weiter zu kommen oder versteckte Gebiete zu entdecken. Zwar darf man keine großartige Weiterentwicklung im Vergleich zu Trine 2 oder Leistungssport für die grauen Zellen erwarten, aber das clevere Rätseldesign, bei dem man u.a. reflektierende Lichtstrahlen richtig ausrichten, Schalter umlegen oder sich mit dem Stapeln von Objekten Wege bauen muss, markiert weiterhin den Höhepunkt bei der Reise durch die farbenfrohe und grafisch ansprechende Fantasy-Welt. Persönlich hätte ich als alter 3D-Enthusiast gerne wieder eine Unterstützung für eine stereoskopische 3D-Darstellung gesehen, wie es z.B. noch bei der PS4-Umsetzung von Trine 2 oder auch dem psychedelischen Polybius der Fall war. Aber auch ohne diesen Schnickschnack fasziniert die Spielwelt mit einem wunderschönen Artdesign und toller Farbgebung, die zusammen mit dem passenden Soundtrack zu einem stimmigen audiovisuellen Gesamtbild verschmilzt.
Dem ansprechenden Rätseldesign stehen die drögen Kämpfe gegenüber, die seit jeher eine Schwachstelle im Spieldesign der Reihe darstellen. So auch hier: Mit stupidem Knopfgehämmer schlägt man sich am besten mit Ritter Pontius durch Gegner wie Geister-Wölfe und andere alptraumhafte Kreaturen. Zoya erweist sich spätestens mit ihrem Elementar-Pfeilen ebenfalls als nützlich, doch Zauberer Amadeus ist angesichts seiner beschränkten Fähigkeiten als Kämpfer zunächst völlig unbrauchbar. Während das mäßige Verkloppen von Standardgegnern nur ein müdes Gähnen entlockt, haben die Bosskämpfe etwas mehr Flair und Herausforderung zu bieten, bleiben verglichen mit Plattform-Highlights wie Donkey Kong Country: Tropical Freeze aber trotzdem nur zweitklassig und viel zu leicht. Gut, dass Kämpfe nur einen relativ kleinen und seltenen Teil des Abenteuers ausmachen. Sie sorgen zwar für eine zusätzliche Variation, aber man ist froh, wenn man sich nach den kurzen Arena-Kämpfen wieder auf die Hüpf- und Rätseleinlagen konzentrieren kann.
Wechselspiele
Wie im Vorgänger wechselt man im Sololauf die drei Figuren über die Schultertasten durch. Im Gegensatz zum artverwandten Klassiker Lost Vikings sieht man hier also immer nur einen Charakter auf dem Bildschirm. Anders im Koop-Modus, den man sowohl lokal als auch online nutzen darf: Dort tummeln sich bis zu vier Spieler in der Welt und damit einer mehr als im Vorgänger. Wie ist das möglich, wenn es mit Amadeus, Zoya und Pontius nur drei Figuren gibt? Ganz einfach: Mittlerweile sind auch Doppelgänger erlaubt und im Mehrspieler-Modus lassen sich die Helden genauso durchschalten wie beim Solo-Abenteuer. Das führt selbstverständlich zu einem noch größeren Chaos als ohnehin schon, wenn z.B. plötzlich vier Amadeusse durch die Gegend hüpfen und mit Zauberkisten umher wirbeln. Wer es lieber klassisch mag, kann die Doppelgänger im Vorfeld aber auch deaktivieren, so dass jeder Spieler nur eine Rolle übernehmen darf.
Insgesamt ist der Koop-Modus einmal mehr ein Hauptgrund, warum man sich auf Trine 4 einlassen sollte. Zwar ist es auch alleine unterhaltsam, aber der ganz große Spaß stellt sich erst dann ein, wenn man sich gemeinsam mit anderen Spielern auf den Weg macht – sei es lokal oder online, wo man neben öffentlichen Lobbys auch private Sessions aufsetzen darf. Hinzu kommt, dass sich bei der Zusammenarbeit ganz neue spielerische Möglichkeiten ergeben: Genau wie bei Lost Vikings kann Pontius z.B. seinen Schild im Koop-Abenteuer auch als Plattform für Mitspieler zur Verfügung stellen, wenn er es über seinen Kopf hält. Leider stolpert man hin und wieder über Bugs, bei denen z.B. nach dem Betätigen eines Schalters nicht das nötige Skript ausgelöst wird, um weiter voran zu kommen. Dank des fairen Speichersystems hält sich der Ärger darüber aber in Grenzen.
Die Spielgattung heisst im Deutschen immernoch Jump ’n’ Run und nicht "Plattformer".
Für den PC könnte man eine Bewertung ergänzen. Als jemand der alle Teile durchgespielt hat schlage ich eine 86% (sehr gut) vor.
Hallo,
Für mich war an Teil 3 das Schlimmste, dass man in der Story nur mit einer vorgegebenen Anzahl an Punkten weiterkam ("Trineecken"). Man hat dann ein Kapitel abgeschlossen und musste erstmal in diesem - schlecht designten - Zwischenbereich, ich komme gerade nicht auf den Namen, irgendwelche langweiligen Herausforderungen machen, bis man genug "Trineecken" hatte. Das war für mich einer der größten Spasskiller und eine der schlechtesten Designentscheidungen in allen mir bekannten Spielen überhaupt. Auch wenn die Story, wie in jedem Trine, eher eine untergeordnete Rolle spielte, hat das trotzdem für mich eigentlich alles zerstört.
Kann der Tester oder jemand anders mir bitte verraten, ob es das in Trine 4 noch gibt? So wie der Test sich liest, vermute ich es ja nicht, aber ich will ganz sicher gehen, weil ich es sonst definitiv nicht kaufe.
Grüsse