Der Führerbunker am Broadway
Was wäre, wenn die Nazis über die Allianz triumphiert hätten? Dieses schauderliche Szenario bildet die Grundlage für Turning Point: Im Jahre 1931 wurde der spätere britische Premierminister und Kriegsheld Winston Churchill in der New Yorker 5th Avenue von einem Taxi angefahren. In der Realität hat er überlebt (und musste künftig einen Gehstock als Laufhilfe benutzen), doch in der Welt von Turning Point wurde er durch diesen Unfall getötet. Durch diesen Vorfall gab es keine Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede, zogen die britischen, amerikanischen und französischen Streitkräfte nie gemeinsam gegen
Hitler in den Krieg, fand die Invasion der Normandie nie statt. Und so zieht Hitlers Streitmacht, mittlerweile in einer technologisch und strategisch überlegenen Stellung, im Jahre 1953 in einer Blitzaktion gegen Amerika – genau gesagt gegen New York. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis das Hakenkreuz vom Weißen Haus herab wedelt…
In diesem Crimson Skies-ähnlichen Alternativuniversum übernehmt ihr nicht etwa die Rolle eines gestählten US-Marines, sondern die von Dan Carson – einem Bauarbeiter, der sich gerade auf dem Gerüst eines Hochhauses in New York tummelt, als um ihn herum das Kriegschaos ausbricht. Bevor alles kollabiert und er heftig und nachhaltig mit dem Boden Kontakt aufnimmt, klettert er lieber schnell nach unten. Auf dem Weg da hin, dem gut integrierten Tutorial, das ihr auch schon als Demo spielen durftet, bringt euch Entwickler Spark Unlimited die Besonderheiten der Steuerung näher: Ihr könnt an Geländemauern herumklettern, vorsichtig über enge Balken balancieren und unaufmerksame Gegner im Nahkampf erledigen. Einer davon landet praktischerweise mit seinem Fallschirm direkt vor eurer Nase, woraufhin ihr ihn ein bisschen würgen, ihm die MP abnehmen und schließlich mit einem unfreundlichen Tritt in Richtung Muttererde befördern könnt. Diese Art von »Umgebungsinteraktion« ist zwar prinzipiell prima gemeint, wird aber viel zu selten sinnvoll genutzt: Hin und wieder dürft ihr den Kopf eines Feindes in einem Fernseher versenken oder im Klo runterspülen, aber sonst herrschen die Varianten »Sofort töten« oder »als menschlicher Schutzschild benutzen« vor.
Meine Zeitmaschine funktioniert!
Das Motto »Gut gedacht, schlecht ausgeführt« zieht sich ohnehin wie ein roter Faden durch den gesamten Programmcode. Das geht schon mit der Story los, die gnadenlos verschenkt wird: Sie wird kaum weitererzählt, es gibt keinerlei Charakterentwicklung. Genau genommen erfährt man über seinen Protagonisten nur drei Dinge: Er heißt Dan Carson, er arbeitet auf dem Bau und er will aus NY raus. Oh, und er kann Menschen mit nur einem Schlag töten. Und Sprengsätze legen. Und stationäre MGs bedienen. Genau wie Scharfschützengewehre und Raketenwerfer. Atombomben entschärfen hat er auch mal irgendwo gelernt. Teufelskerl! Und trotzdem wird er von den anwesenden Soldaten als »Zivilist« belächelt. Ts!
Im Nahkampf könnt ihr Gegner mit einem Schlag ausschalten – sehr praktisch, allerdings funktioniert die Erkennung nicht zuverlässig. |
Das nächste Opfer ist die Technik: Der modernen Unreal Engine zum Trotz dachten sich die Entwickler wohl, dass sie einfach da weitermachen können, wo sie vor gut drei Jahren mit Call of Duty: Finest Hour <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=5533′)“> aufgehört haben. Resultat: Turning Point sieht aus, als käme es drei Jahre zu spät. Die teilweise scheußlich niedrig aufgelösten Texturen werden gerade auf der 360 immer wieder erst sehr spät geladen, so dass man immer wieder sekundenlang vor einem verwaschenen Haufen Grau steht, der sich ein Hereinploppen später als Hauswand entpuppt. Das Leveldesign ist sehr simpel, die 3D-Konstrukte gerade, eckig, detailarm – mit etwas gutem Willen könnte man das Spiel auf das Niveau von Call of Duty 2 <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=8314′)“> stellen, aber Call of Duty 2 hat nie so geruckelt. Aus irgendeinem Grund hielten es die Entwickler auch für eine super Idee, dass bei jedem Erklettern einer Leiter, bei jedem Erklimmen einer Kiste, bei jedem Hangeln an einem Rohr die Kamera aus der Ego-Perspektive in eine Schulteransicht wechselt. Prinzipiell okay, auch wenn man dadurch beim Hangeln Zeuge der zuckeligen Animationen wird. Aber wenn man an mehreren Leitern hintereinander herumklettern muss, und die Ansicht wie ein besoffener Kameramann rein- und rauszoomt, hat man schnell die Schnauze voll von diesem glorreichen Einfall.
:wink: