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Twilight Path (Adventure) – Mechanik-Puzzles im Jenseits

Maschinen-Puzzles sind nicht nur auf dem Touchscreen eine entspannte Angelegenheit. Nach dem Switch-Port des Klassikers The Room und Crazy Machines VR soll auch Twilight Path die Lust am Basteln wecken. Im Test überprüfen wir, ob die magischen Maschinen aus dem Jenseits genauso faszinieren wie in Charm Games‘ VR-Erstling FORM.

© Charm Games / Charm Games

Surreale Apparaturen

Ein rätselhaft glitzerndes Flugblatt, ein verwinkeltes altes Lager mit Zauber-Utensilien – und mittendrin der Spieler, der mit den Bewegungs-Controllern an Schlössern hantiert und ineinander verschachtelte Artefakte verdreht. Das kleine Team aus der kanadischen Metropole Vancouver versteht es, auch in Twilight Path für Rift und Vive auf Anhieb eine magische Atmosphäre aufzubauen, in der sich alles um die Aufmerksamkeit und Experimentierfreudigkeit des Spielers dreht. Es ist fast so, als sei man in eine VR-Version des Puzzle-Klassikers The Room hineingebeamt worden – nur dass hier inmitten bizarrer Apparate auch eine übernatürliche Komponente enträtselt werden will. Diesmal geht es in eine magische Fantasy-Welt zwischen den Lebenden und Toten: Ein Wächter am Brunnen der Seelenwanderung wurde korrumpiert und stürzte mit seiner Gier alles ins Chaos. Bei der Wiederherstellung der Balance spiele ich eine wichtige Rolle.

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Bereits im Antiquitätenladen wird es magisch: Mit Hilfe der blauen Steine dreht man das kugelrunde 3D-Puzzle dahinter zurecht. © 4P/Screenshot

Hier dreht sich fast alles um die zwei wichtigsten Zaubersprüche: Mit einem kann ich entfernte Objekte herbeiziehen oder mich selbst auf Felsnischen beamen – an Punkte, die mit Flaggen markiert sind. Dann kommt meist der zweite Trick zum Einsatz: Einfach am rechten Ärmel zupfen und schon kann ich mir eine transparente Kugel vor Augen halten, die versteckte Hinweise offenlegt. Aha, dort verlaufen also die glühenden Äderchen auf der Oberfläche des massiven Steinrades! Also klappe ich die Scheiben an ihren Griffen in die richtige Position und beginne dann, die Scheiben selbst zu drehen. Im an Tomb Raider erinnernden antiken Tempel kratzt und knirscht es, bis die passende Kombination eingestellt ist. Kurz darauf klappt ein Teil der Mechanik weg und ein neuer Mechanismus entfaltet sich wie von Geisterhand vor meinen Augen.

Knirschende Artefakte


Diesmal besteht er aus feinen schimmernden Fäden: An ihnen hängen dicke Steinperlen mit Symbolen, die ich auf einer Art glühendem Schachbrett platzieren kann. Nur wenn ich sie geschickt setze, werden die „Fäden“ nicht zu sehr gestreckt – so dass auch noch die zweite Kette daneben passt und die nächste Verwandlung auslöst. Schön, dass dabei sogar dahinterliegende Ebenen bedacht werden müssen. Nur mit Tricks lassen sich die Perlen so platzieren, dass genügend Platz für die immer größer werdenden Ketten bleibt. Ein unterhaltsames Magie-Rätsel! Auch das eigenhändige Wiederaufbauen riesiger kollabierter Brücken sorgt für ein mächtiges Gefühl: Spielerisch nicht besonders anspruchsvoll, aber eine schöne Einlage, die an die Macht aus Star Wars erinnert. Angenehm ist auch, dass das Zusammenspiel der Rätsel untereinander nicht unnötig verkompliziert wurde. Stattdessen werde ich meist logisch und übersichtlich zur nächsten Aufgabe gelotst, zumal es dank nur weniger und langsamer Bewegungen sehr komfortabel bleibt.

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Mit seinen detailverliebten Kulissen und schummrig beleuchteten Oberflächen gehört Twilight Path zu den bislang schönsten Puzzle-Spielen in VR. © 4P/Screenshot

Immer wieder finden sich am Rande des Pfades kleine Puzzles, bei denen ich felsige Artefakte verschiebe oder wie in einem Musikspiel Linien nachzeichne. Schade, dass an einigen wenigen Stellen die Steuerung verrückt spielt, was das Zusammensetzen der dann wild rotierenden Steine mühsam gestaltet. Mit den Touch-Controllern von Oculus Rift lassen sich die auf Hände zugeschnittenen Puzzles übrigens ein wenig präziser und intuitiver bedienen als mit den Stäben der HTC Vive.

Ein kurzer Pfad

Etwas enttäuscht war ich allerdings von dem Umstand, dass es kaum mehrfach verknüpfte oder anderweitig komplexe Aufgaben gibt. Meist hatte ich schnell den Dreh raus – etwas mehr Anspruch innerhalb eines Puzzles hätte nicht geschadet! Allgemein war ich nach den nur rund 90 bis 120 Minuten Spielzeit noch nicht wirklich „satt“ – das Spiel kann einfach nicht das einhalten, was die Demo oder auch der faszinierende Einstieg versprochen haben. Ich hätte mir noch mehr Schauplätze oder dramatische Wendungen gewünscht, denn auch die Geschichte bleibt zu sehr im Hintergrund. Ich treffe zwar auf zwei charmante Seelen, die mit ihrem Schienengefährt durchs bergige Jenseits fahren.

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Weiter geht’s! © 4P/Screenshot
Ihre Aufgabe ist im Wesentlichen, mich von der Seite mit blöden Sprüchen zu unterhalten (übrigens ausschließlich auf Englisch, wie der Rest des Spiels), was ihnen auch recht gut gelingt. Währenddessen mache ich hier und da mit meinen magischen Kräften den Weg frei. Der sphärische Soundtrack bleibt dabei fast durchgehend sehr ruhig – nicht besonders spannend, aber es passt zum Thema. Meine Rolle sowie die Vorgeschichte als menschlicher Eindringling werden leider nur angekratzt. Selbst kleine Action-Einlagen, über die ich aufgrund der Kürze nicht zu viel verraten möchte, blieben etwas ernüchternd. Auf unserem schwächeren VR-Rechner kam die Grafik manchmal ein wenig ins Stottern – selbst wenn wir zur niedrigeren der zwei Qualitätsstufen wechselten. Ab einer GeForce GTX 980 dürftet ihr allerdings keinerlei Framerate-Probleme mehr erleben.
  1. Danke fuer die Info.
    Abwarten und Tee trinken
    90-120 Minuten sind natuerlich auch ein bisschen zu kurz, falls es aber nur 12.99 kostet gerade noch akzeptabel.

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