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Valfaris (Arcade-Action) – Blut, Schweiß und Metal

Der Nachschub an liebevoll gepixelten 2D-Actiongames hält an. Valfaris macht mit dreckigem SciFi-Look, Blut und Metal-Anspielungen auf sich aufmerksam. Haben wir es hier vielleicht mit dem Spiel zu, das sich die Fans von Contra: Rogue Corps erhofft hatten? In unserem Test erfahrt ihr es…

© Steel Mantis / Big Sugar / Merge Games

Weil Valfaris mindestens anspruchsvoll, regelmäßig beinhart, mitunter aber auch unfair ist, wird Therion im Verlauf der fünf bis sieben Stunden Spielzeit dutzendfach erschossen, zerrissen, aufgespießt oder zermatscht. Insgesamt geizt der Titel nicht mit Blut und Bröckchen, schiebt diesen Aspekt aber auch nicht zu deutlich in der Vordergrund. Die Schwierigkeit von Passagen voller Fallen und Standardfeinde sowie von den Bosskämpfen hält sich die Waage – ich ärgere mich hier wie dort über unnötige Treffer und schlecht getimte Sprünge. Die Endgegner haben deftige Moves auf Lager, sind aber duch die Bank keine Kreativbolzen – zudem nervt es mich tierisch, dass sie vielfach noch eine letzte Explosion oder einen finalen Säureregen auslösen, der mir den vermeintlichen Sieg raubt. Wenn Therion seinen Schild betätigt, kann er auf der Stelle übrigens in alle Richtungen schießen – schade, dass die Macher aber nur eine Acht-Wege-Abstufung verbaut haben statt euch geschmeidig in 360 Grad feuern zu lassen.

 

Laut & wild

 

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Neue Waffe: Therion zelebriert den Erhalt der „Blutaxt“ mit einer kleinen Headbanging-Einlage, passend dazu dröhnen Gitarren aus den Boxen. © 4P/Screenshot

Mit seiner kantigen Art und den rohen Kills erinnern mich Therion und sein Abenteuer bisweilen an das Blizzard-Frühwerk Blackhawk (USA: Blackthorne) – außerdem war der SNES-Titel ähnlich knackig. Schlüssel besorgen oder Wege suchen muss man hier jedoch nicht, Valfaris geht (wie seine Musik) stets voll nach vorn. Apropos Musik: Dieses Spiel atmet Metal. Ich erspare euch den obligatorischen Vergleich mit einem Manowar- oder Judas-Priest-Plattencover, möchte aber erwähnen, dass Curt Victor Bryant, einst Bassist bei der Black-Metal-Kapelle Celtic Frost, den Soundtrack eingespielt hat – und der geht richtig ab. Das tut auch Therion: Sackt ihr eine neue Waffe ein, gibt es eine kleine Headbanging-Einlage – wer es angesichts der übertriebenen Blutlachen und zotigen Sprüchen vor den Bossfights noch nicht gemerkt hat, dem fällt spätestens jetzt auf, dass sich die Entwickler selbst nicht ganz erst nehmen und den Trash-Faktor von Valfaris zelebrieren. Eigentlich steht die Hauptfigur schon im Menü so da, als würde ein Action-Held eine Gitarre halten. Oder ein Metal-Musikus eine Riesenknarre. Vermutlich stimmt beides!

 

 

 

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Vor jedem Bossduell gibt es einen Plausch mit eurer KI-Begleitung oder dem zu bekämpfenden Scheusal selbst – erfreulicherweise nur beim ersten Betreten des Raums. © 4P/Screenshot

Valfaris ist knackig und bisweilen anstrengend (dann kann der Gitarrensound auch mal nerven), hält den Fortschritt aber sehr regelmäßig an Checkpoints fest. Hierfür haben sich die Entwickler einen Kniff ausgedacht: Ich darf nur speichern, wenn ich vorher ein grünes Item aufgesammelt habe. Allerdings muss ich nicht speichern! Wer das Risiko eingeht, einen oder mehrere Checkpoints nicht zu aktivieren, kann unter Umständen einige Minuten nochmal spielen, dafür spart er ein paar der grünen Items an. Diese gewähren mir eine etwas längere Lebensleiste oder ich tausche die Dinger gegen Blutmetall, um damit Knarren und Klingen aufzuleveln. Freundlicherweise bleiben mir die grünen Teile auch nach dem Tod erhalten. Ebenso praktisch: An jedem Checkpoint kann man seine Waffen verbessern oder tauschen – kommt man an einer Stelle mit Plasma-Pistole, Schwertpeitsche und Minigun nicht weiter, findet sich vielleicht mit Railgun, Axt und Raketenwerfer eine (unfriedliche) Lösung. Mehrere Schwierigkeitsgrade bietet der Titel nicht an, dabei wäre das besonders bei den Bossen ein leichtes gewesen – hier verfahren die Entwickler, wie neulich die Blasphemous-Macher, nach der Devise „Friss oder stirb“. Ist das Spiel zu hart, bist du zu schwach!

 

 

Aktuell ist der Titel nur auf Switch und PC erschienen, laut offizieller Webseite werden PS4-Besitzer am 6. November und Xbox-Spieler am 15. November versorgt. Ein New Game + Modus soll nachgereicht werden – gerne würde ich nämlich mit voll aufgemotzten Waffen nochmals durch die ersten Stages heizen. Eine verpackte Version gibt es zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht, allerdings will der Indiepublisher Merge Games dieses Manko noch im November beheben und die Switch- und PS4-Fassungen auf Modul bzw. Disc nachreichen.