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WarCraft 3: Reforged (Taktik & Strategie) – Vom Selbstläufer zur Enttäuschung

Die Veröffentlichung einer überarbeiteten Version von WarCraft 3 sollte eigentlich ein Selbstläufer sein. Aber gestrichene Inhalte, überraschende Fehler, irreführende Marketing-Maßnahmen und die Beschneidung von Classic-Features haben WarCraft 3: Reforged auf Metacritic eine rekordverdächtige Negativ-Bewertung beschert. Wir haben das Spiel getestet.

© Blizzard Entertainment / Blizzard Entertainment

Gestrichene Benutzeroberfläche

WarCraft 3 Reforged hält daran fest, dass man maximal zwölf Einheiten auf einmal auswählen darf. Hat man mehr Einheiten, empfiehlt es sich, Gruppen (mit STRG + 1 bis 9) festzulegen. Auch die bekannten Wegfindungsprobleme in engen Passagen oder wenn große Einheiten im Weg stehen, findet man genauso wie im Klassiker. Die auf der BlizzCon 2018 gezeigte Benutzeroberfläche an der kompletten unteren Bildschirmleiste ist leider verworfen worden. Stattdessen wird auf eine Variante gesetzt, die der klassischen Version entspricht. Besonders nervig ist, dass sich die Tastenbelegung im Spiel nicht verändern lässt. Möchte man die Tasten modifizieren, muss eine Textdatei manuell editiert werden – wie unnötig. Die besagte Datei „CustomKeys.txt“ befindet sich im Ordner „Dieser PC / Dokumente / WarCraft III / CustomKeyBindings“. Immerhin werden höhere Auflösungen bis 4K und Breitbild-Formate überstützt; mehrere Monitore können allerdings nicht verwendet werden.

Gestrichene Story-Ergänzungen

Entgegen der ersten Ankündigung auf der BlizzCon 2018 (die Diablo-Immortal-BlizzCon) enthält WarCraft 3: Reforged keine aufwändigen Veränderungen und Erweiterungen im Vergleich zum Original, worüber wir schon im November 2019 ausführlich berichtet hatten (zum Bericht). Eigentlich sollten Anpassungen an der Geschichte vorgenommen werden, um sie besser in den Kontext von World of WarCraft zu setzen.

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Im Vergleich zum Original wurde das Karten-Design bei manchen Kampagnen-Missionen leicht verändert. In der ursprünglichen Version begibt man sich erst später in Richtung Süden. © 4P/Screenshot

Die Autorin Christie Golden sollte diese Story realisieren, die Geschehnisse rückwirkend stärker in den Kontext zu späteren Entwicklungen setzen und manche Charaktere wie Jaina und Sylvanas vertiefen. Neue Sprachaufnahmen waren geplant, damit die Figuren die gleichen Stimmen wie im späteren World of WarCraft haben. Diese Pläne wurden verworfen, weil die Entwickler nach eigener Aussage viel Feedback von den Fans bekommen hätten und diese Anpassungen auf nicht so viel Gegenliebe gestoßen seien. Sie wollten sich somit am Original orientieren und die Story nicht erweitern, hieß es (Quelle).  

Natürlich funktioniert die Geschichte in der klassischen Form richtig gut, aber ehrlich gesagt hätte ich sehr gerne die geplanten Neuerungen gesehen und mehr Hintergründe erfahren, gerade nachdem die Entwickler sie ins Gespräch brachten. Für mich als Kenner der WarCraft-3-Kampagne hätte die erweiterte Kampagne einen klaren Anreiz bedeutet, sie erneut zu spielen und das Neue zu entdecken. Warum Blizzard Entertainment so engstirnig war und nicht auf zwei Spielmodi wie WarCraft 3: Reforged mit klassischer Kampagne und WarCraft 3: Reforged mit stark überarbeiteter Kampagne gesetzt hat, bleibt mir ein Rätsel. Klar wäre es ein großer Mehraufwand gewesen (Stichwort: Sprachausgabe), aber ich hätte mich auf diese Ergänzungen gefreut. Nichtsdestotrotz hätten die neuen Story-Elemente auch die Qualität von World of WarCraft: Battle for Azeroth haben können und dann wäre ein Verzicht auf diese Bausteine sicher besser gewesen, aber die zweigleisige Schiene hätte hier geholfen.

Gestrichene Zwischensequenzen

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Auf der offiziellen Website ist das Video noch immer eingebunden, das die fehlenden überarbeiteten Zwischensequenzen zeigt. Mimik, Gestik und Animationen von Arthas übertreffen das aktuelle Geschehen in WarCraft 3: Reforged deutlich. © 4P/Screenshot

Besonders heikel ist die Streichung der überarbeiteten und neu inszenierten Zwischensequenzen, mit denen WarCraft 3: Reforged auf der BlizzCon 2018 vorgestellt wurde. Diese „verbesserten Zwischensequenzen“ mit cinematischen Naheinstellungen wurden anhand der Stratholme-Mission (Das Ausmerzen von Stratholme) demonstriert und sind in der finalen Version des Spiels gar nicht enthalten. Trotzdem wird das Videomaterial für Marketingzwecke z.B. auf YouTube und der offiziellen Website verwendet. Auch die Einblendung „In Arbeit – Grafik und Effekte sind noch nicht final“ kann nicht verhehlen, dass diese Form des Marketings ziemlich irreführend ist. Zumal Blizzard Entertainment die Kommunikation dieser gestrichenen Features ruhig offensiver und klarer hätte umsetzen müssen, schließlich hat das Video mit den nicht vorhandenen überarbeiteten Zwischensequenzen auf der offiziellen Website in der Form nichts zu suchen.

Bezüglich der Streichung der aufwändigen Neuinszenierung der Zwischensequenzen wird das erhaltene Fan-Feedback angeführt. Die Fans wollten, dass sich Reforged stärker an der Vorlage und dem Classic-Design orientieren sollte. An dieser Stelle wäre ich wieder für die Doppellösung gewesen. Warum letztendlich diese Elemente gestrichen wurden und ob der Mutterkonzern das Budget für WarCraft 3: Reforged gekürzt haben könnte oder sich die Entwickler bei Blizzard Entertainment mit dem Remaster/Remake übernommen hatten, bleibt unklar.

  1. Kriegstreiber hat geschrieben: 10.02.2020 13:57 Also haben wir zur Zeit nur einen Publisher, der uns (noch) nicht enttäuscht hat: CD Project Red. Schauen wir mal was die Zukunft bringt.
    Da sagst Du was. Ich glaube wenn auch noch solche Kaliber weg fallen, dann zerbröselt der klassische AAA-Markt und überlässt dem immer noch wachsenden AA- und Indie-Markt die Bühne. Hätte ich glaube ich kein Problem mit. Die Spiele haben nicht unbedingt besseres Gameplay oder eine bessere Story, wenn 5 Jahre lang 200 Grafiker und Modellierer an Inhalt rumschnitzen. "Production Values" waren noch nie ein Garant für Qualität.
    Kriegstreiber hat geschrieben: 10.02.2020 13:57 Zur Verteidigung Blizzards (oder nicht Verteidigung, je nachdem wie man es sieht). Das Team, das seiner Zeit an Projekten wie WarCraft 2 und StarCraft arbeitete, ist schon lange nicht mehr bei Blizzard. Bis in die obere Führungsriege hat sich die Belegschaft komplett verändert.
    Auch eine wichtige Sache. Beliebte Markennamen werden gerne mal aufgekauft und ausgelutscht, das ist nicht nur bei Spielen so, sondern auch bei Kaffeemaschinen und Bohrmaschinen. Leider. Der Kunde bekommt es typischerweise nicht mit. Es dauert einfach zu lange, bis ein guter Name ein schlechtes Image bekommt, und in dieser Zeit verdient sich der eine oder andere eine goldene Nase.

  2. Tja, "Time is Changing"... Es gab Publisher / Developer die unser blindes Vertrauen hatten. Bethesda verkackt auf ganzer Linie mit Fallout 76, BioWare hat sich mit Anthem ins Aus geschossen und Blizzard jetzt mit WarCraft III Reforged. Also haben wir zur Zeit nur einen Publisher, der uns (noch) nicht enttäuscht hat: CD Project Red. Schauen wir mal was die Zukunft bringt.
    Zur Verteidigung Blizzards (oder nicht Verteidigung, je nachdem wie man es sieht). Das Team, das seiner Zeit an Projekten wie WarCraft 2 und StarCraft arbeitete, ist schon lange nicht mehr bei Blizzard. Bis in die obere Führungsriege hat sich die Belegschaft komplett verändert.

  3. Kajetan hat geschrieben: 04.02.2020 07:40
    Aurellian hat geschrieben: 03.02.2020 19:45 Da war mir letztes Jahr die Mod TD Redux für Generals lieber.
    Jupp. Alles nach Red Alert, beginnend mit Tiberian Sun, landet immer wieder auf der Festplatte. Aber ich meine mich zu entsinnen, dass OpenRA oder Dawn of the Tiberium Age besseres Pathfinding als die Originale haben? Stimmt das?
    Leider keine Ahnung, die hab ich mir bisher nicht angesehen. Sollte ich vielleicht mal ...

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